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Landeshauptstadt: Tiefgefroren und per Post ans Museum

23 000 neue Exponate konnte das Naturkundemuseum in seine Sammlung aufnehmen. Es wird eng.

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Tiefgefroren zwischen zwei Kühlakkus kam das Urlaubsmitbringsel von der griechischen Insel Kreta ins Naturkunde-Museum nach Potsdam. Die inzwischen präparierte Etruskerspitzmaus ist eine von insgesamt 23 000 Neuerwerbungen aus den vergangenen zwei Jahren.

Jeder Käfer und jeder Falter werde dabei einzeln mitgezählt, erklärte der Leiter des Naturkundemuseums, Detlef Knuth. Dennoch stieße das Magazin des Museums mit einem Bestand von rund 250 000 Exponaten langsam an seine Grenzen, sagte der Museumsdirektor. Deshalb wolle man das Nachbarhaus, das früher schon einmal zu Museumszwecken genutzt wurde, umbauen. Es sei zwischendurch Landesliegenschaft gewesen, jetzt aber zurückerworben worden, erklärte gestern die zuständige Beigeordnete Gabriele Fischer.

Die meisten der Stücke in der Museumssammlung seien Geschenke. Für Einkäufe stünden ihm gerade Mal 5000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Damit ließen sich nicht viele Wünsche erfüllen. So lebe das Naturkundemuseum vor allem von tot aufgefundenen Tieren. Die Etruskerspitzmaus, die nur wenige Zentimeter misst und als das kleinste Säugetier der Welt gelte, sei in einem Fluss in Griechenland ertrunken. Viele der vom Museumseigenen Präparator Christian Blumenstein lebensnah ausgestopften Tiere hätten Hobbybiologen am Straßenrand gefunden und in die Breite Straße geschickt. Wenn der Postweg allerdings zu lange dauere, seien sie kaum verwertbar, beklagte der Museumsleiter. „Deshalb holen wir die tiefgefrorenen Tiere lieber selber ab“, sagte er.

Im Naturkundemuseum gesammelt würde aber nicht ausschließlich zu Ausstellungszwecken. Vielmehr sei in den Schaukästen des Museums nur ein Bruchteil – Knuth schätzt zwischen zwei und drei Prozent – des Gesamtbestandes zu sehen. Je nach Themenschwerpunkten würden die gezeigten Stücke zwar ausgetauscht, so der Leiter. Die naturkundliche Sammlung diene aber vor allem der Dokumentation und Forschung. So reiche es beispielsweise nicht aus, dass man einen Goldschakal in der Lausitz gesehen haben will. „Dafür benötigen wir einen Beleg“, erklärte der Wissenschaftler. Aus der Region Südbrandenburg sei dem Museum jetzt gerade ein Wolf angeboten worden. Der sei zwar schon „leicht angegammelt“, wie der Museumsleiter sagte. Aber man könne zu Forschungszwecken sogar überfahrene Tiere nutzen. „Zum Beispiel das Skelett oder auch die Organe“, erläuterte er.

Aber auch Fell und Federn verrieten viel über die Lebenswelt der Fauna. So seien ähnlich wie beim Menschen in den Haaren Gifte gespeichert, die man auch noch in ein paar Jahrzehnten nachweisen könne. Auch der Klimawandel ließe sich gut an den Tieren ablesen. Ebenso eine genetische Drift, die heute mittels Genanalyse genau nachweisbar ist. So sei aus Osteuropa der dunkle Woroneshbiber auf dem Vormarsch und verdränge die hier beheimatete Elbebiberart.

Dank einer Schenkung von Schmetterlingen und Käfern eines Hobbysammlers habe man jetzt eine Lücke in der Dokumentation der Fauna der Uckermark schließen können, freut sich Detlef Knuth. Trotz der vielen Neuerwerbungen blieben Wünsche offen. So habe er zwar gerade einen Achat aus der Region erstanden. Was ihm aber in der Sammlung fehle, sei ein Bernstein aus Brandenburg. Der Museumsleiter hoffe da auf den Braunkohletagebau in der Lausitz. „Hier sind schon faustgroße Exemplare zu Tage gefördert worden“, erzählte Knuth. Auch habe man gerade erst begonnen, den Muschelbestand des seenreichsten Bundeslandes zu dokumentieren. Des weiteren wolle er demnächst auf Edelkrebsfang gehen, um zu sehen, ob und wie sich die Süßwassergliederfüßer genetisch verändert haben, erzählte der Museumsdirektor. Er habe gerade einen Hinweis auf ein seltenes Krebsvorkommen erhalten und wolle dem nachgehen.

Die schönsten Neuzugänge, darunter auch die Etrukserspitzmaus, sind übrigens demnächst im Naturkundemuseum zu sehen. Sie werden im Foyer ausgestellt.

Nicola Klusemann

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