Von Henri Kramer: Tierheim-Treffen am Montag
Verwaltung ruft Bürgerversammlung ein / Reaktionen auf Tierheim-Vergabe
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Eiche - Nun also doch: Die Potsdamer Verwaltung will zu ihren Tierheimplänen eine Bürgerversammlung in Eiche veranstalten. Das Treffen soll am kommenden Montag um 17 Uhr in der Sporthalle der Grundschule Ludwig Renn in der Kaiser-Friedrich-Straße stattfinden. Dabei will Sozialbeigeordnete Elona Müller über den geplanten Bau eines neuen Tierheims informieren, dass auf einem rund 72 Hektar großen Grundstück am Weg nach Bornim entstehen soll.
Am Mittwoch hatte die Verwaltung im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses ihre favorisierte Lösung für das Tierheim präsentiert: Als Doppelsieger einer europaweiten Ausschreibung sollen die Treberhilfe Brandenburg gGmbH, eine Tochter der Berliner Treberhilfe, und die Tiertafel Deutschland das Heim gemeinsam 15 Jahre lang betreiben. Die Treberhilfe übernimmt den Bau des Heims und soll sich zugleich um ein Jugendsozialprojekt kümmern, bei dem junge Obdachlose mit Tierpflege betraut werden und so wieder einen strukturierten Tagesablauf erlernen sollen.
In Berlin arbeitet die Treberhilfe seit mehr als 30 Jahren und betreibt Wohnprojekte und Krisendienste für Jugendliche. Die Tiertafel mit Sitz in Rathenow setzt sich für Tiere von sozial bedürftigen Menschen ein und betreibt deutschlandweit Ausgabestellen für Futter sowie eine Tierstation bei Werder.
Im Hauptausschuss hatten sich die Stadtverordneten trotz Mehrheit noch nicht zu einem Entschluss durchringen können und vertagten sich bis zur nächsten Sitzung – auch unter Hinweis auf die mit 200 Unterschriften geforderte Anwohnerversammlung. Die Gegner des Tierheims formierten sich gestern. So kritisierte Thomas Grützmann von der Bürgerinitiative gegen das Tierheim in Eiche den „für viele Bürger sehr kurzfristig gelegten Termin“ der Info-Veranstaltung am Montag. Die Verwaltung hatte bis zuletzt „rechtliche“ Bedenken gegen eine Bürgerversammlung geltend gemacht. So könne die Ausschreibung möglicherweise gefährdet sein, hieß es.
Für Grützmann zählt dieser Einwand nicht. Gegenüber den PNN zählte er seine Hauptbedenken auf. So werde das Hundegebell die Nachtruhe der Anwohner beeinträchtigen, aber auch scheue Vogelarten aus dem angrenzenden Landschaftsschutzgebiet „Düstere Teiche“ vertreiben. Ebenso hätte ein Teil der Mitglieder erhebliche Bedenken wegen des Jugendsozialprojekts. Seit zwei Jahren bestehe die Initiative, so Gützmann.
Auch im Potsdamer Tierschutzverein (TSV), der das frühere Tierheim Am Wildpark betrieben hatte, fanden sich Kritiker. „Ich halte das Vorhaben für eine gewagte und teure Entscheidung“, sagte Anke Drohla aus der TSV-Spitze dem Sender Potsdam TV. Der Verein werde weiter an seinen Plänen für einen eigenen Tierheim-Bau festhalten. An der aktuellen Ausschreibung hatte der TSV nicht teilgenommen, die Kopplung von Tierschutz und Sozialprojekt sei „problematisch“, hieß es bei den Tierschützern zur Begründung.
So ist nun die Tiertafel der Gewinner – deren Potsdamer Chefin Gabriele Daubas pikanterweise bis zum Juli dieses Jahres noch Mitglied im TSV war. Damals hatte sie einen Machtkampf mit TSV-Chef Niklas Wanke verloren und den Verein verlassen. Gestern freute sie sich, dass das Konzept der Tafel „überzeugt“ hätte. Nun müssten die Bedenken der Anwohner ausgeräumt werden.
Nicht positionieren – auch zu möglichen rechtlichen Schritten – wollte sich gestern das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk. Die Berliner Gesellschaft hat sich auch als Tierheim-Betreiber beworben und habe gestern aus der Zeitung von der Absage erfahren, so Sprecherin Julie von Stülpnagel: „Wir sind darüber schon sehr erstaunt.“
(Das Video wurde uns von Potsdam TV zur Verfügung gestellt)
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