Landeshauptstadt: Tierheim: Zwinger kleiner als erlaubt
Tierschutzverein sieht Gesetzesverstoß und kritisiert Jakobs / Müller: Ausnahmegenehmigung erteilt
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Wildpark - Es gibt erneut Streit um die mangelhaften Zustände im Potsdamer Tierheim am Wildpark: Die Hundezwinger seien viel kleiner als das Gesetz vorschreibt, sagte gestern Niklas Wanke, Vorsitzender des Tierschutzvereins Potsdam und Umgebung e.V. (TSV). Der Verein ist seit 2003 Träger des Tierheims. Wanke widersprach damit Aussagen von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Jakobs hatte bereits Mitte Februar in einem Brief an Wanke geschrieben, die „geforderten Mindestflächen“ für die Unterbringung der Hunde würden eingehalten. Es stünde eine „ausreichende Zahl“ an Zwingern mit vier bis acht Quadratmetern Größe zur Verfügung. Gleichzeitig habe das Veterinäramt eine Ausnahmegenehmigung für die Haltung der Hunde in den zu kleinen Zwingern erteilt.
TSV-Chef Wanke weist diese Angaben des Oberbürgermeisters zurück. Bis auf neun Außenzwinger seien alle anderen 38 Hundezwinger des Tierheims zu klein, so Wanke. Selbst nachdem der TSV aus zehn Zwingern im Gebäude Langer Stall fünf gemacht habe, blieben diese unter den gesetzlichen Mindestmaßen. Dabei beruft sich Wanke auf die Tierschutz-Hundeverordnung. Sie schreibt vor, dass Hunde mit einer so genannten Widerristhöhe – gemeint ist der Übergang vom Hals zum Rücken – von bis zu einem halben Meter sechs Quadratmeter große Zwinger haben müssen. Dabei dürfe keine Seite des Zwingers kürzer als zwei Meter sein. Hunde mit einer Widerristhöhe bis 65 Zentimetern müssten acht Quadratmeter Platz haben, nächstgrößere zehn Quadratmeter. Dazu kommt, dass keine Seitenwand des Zwingers kürzer sein dürfe als die doppelte Körperlänge des Hundes. Im Potsdamer Tierheim hätten 25 Zwinger jedoch Seitenwände, die kürzer seien als ein Meter, sie seien damit nur 1,5 Quadratmeter groß, sagt Wanke – so verfügten die Hunde maximal über ein Viertel des Platzes, der ihnen laut Gesetz zustehe. Weitere zwölf Zwinger hätten 1,8 Meter lange Seiten, was immer noch unter der gesetzlichen Vorgabe liege.
Unklarheiten gibt es zudem über die Ausnahmegenehmigung für die zu kleinen Zwinger: Dass der Tierschutzverein eine solche beantragt habe, sei ihm nicht bekannt, so Vereinschef Wanke. Die zuständige Beigeordnete Elona Müller (parteilos) sagte gestern, die Ausnahmegenehmigung sei mündlich beantragt worden. Dazu gebe es Vermerke. Sie warf Wanke vor, mit „Halbwahrheiten“ zu argumentieren. Denn die Ausnahmegenehmigung könne laut Gesetz erteilt werden, wenn genügend Auslauffläche zur Verfügung stehe – am Tierheim seien es 700 Quadratmeter – und die Hunde regelmäßig ausgeführt würden. Dass dies geschehe, werde per Liste im Heim festgehalten und vom Veterinäramt kontrolliert, sagte Müller. Sie betonte zudem, wenn es im Tierheim nicht genug Platz für Hunde gebe, müsse der TSV vorrangig Fundtiere aus der Stadt und den neun Gemeinden aufnehmen, die der TSV auch betreut. Im Jahr 2006 habe das Heim aber 45 Hunde aus Potsdam und 71 aus dem Umland aufgenommen, die von Bürgern abgegeben worden seien.
Immer noch unklar ist, ob der TSV Betreiber des Tierheims bleibt. Bis Ende August will die Stadt geprüft haben, ob es eine europaweite Ausschreibung für den Tierheimbetrieb geben muss, sagte Müller. Hintergrund ist ein Stadtverordnetenbeschluss,der auf Initiative der CDU-Fraktion ein so genanntes Interessenbekundungsverfahren für die Tierheim-Trägerschaft forderte. Dies ist aber wegen der Höhe der Zuschüsse der Stadt an den Betreiber rechtlich nicht zulässig.
Von der Entscheidung über den Träger des Tierheims hängt auch der Fortschritt bei den Plänen für einen dringend notwendigen Neubau ab, der am Weg nach Bornim in Eiche errichtet werden soll. Ihr Ziel sei, dass das neue Tierheim 2008 gebaut werde, so die Beigeordnete.
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