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Landeshauptstadt: Tierhotel: Wer in Not ist, zahlt nichts

Stadt und Pfötchenhotel weisen TSV-Vorwürfe von zu hohen Preisen für abgegebene Tiere zurück

Stand:

Das „Pfötchenhotel“ in Beelitz und Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) haben Kritik des Potsdamer Tierschutzvereins (TSV) an der Behandlung von so genannten Abgabe- und Wildtieren zurückgewiesen. Unter anderem hatte der TSV am Wochenende bei der Auszugsfeier aus dem ehemaligen Tierheim Am Wildpark behauptet, das Pfötchenhotel berechne bei der Aufnahme von Abgabetieren „Abwehrpreise“ – etwa für eine Rassehund-Mutter mit zwei Welpen 1260 Euro, für die Aufnahme anderer Hunde 450 Euro und für die von Katzen rund 400 Euro. Dem widerspricht das Pfötchenhotel. „Noch nie wurden so drastisch zu hohe Preise veranschlagt“, sagte Sprecherin Ute Seemann den PNN auf Anfrage. So sei die Hälfte der Abgabetiere nach Prüfung des Einzelfalls „ohne jegliche Gebühr“ aufgenommen worden, da sich die Tierbesitzer „in einer Notlage befanden und kaum über finanzielle Mittel verfügten“. Bei der Prüfung lasse man sich die Situation schildern und gehe von „wahrheitsgemäßen Angaben“ aus.

Abgabetiere sind Tiere, die von ihren Haltern zum Beispiel wegen eines Umzugs in eine kleinere Wohnung oder einer Allergie weggegeben werden müssen. Wenn die Halter sie zum Tierheim – oder jetzt ins Pfötchenhotel – geben, müssen sie normalerweise für die Abgabe ihres Tieres zahlen. Die Betreuung von Abgabetieren ist keine Pflichtaufgabe der Stadt. Im Unterschied dazu muss die Stadt dafür sorgen und zahlen, dass Fundtiere – also jene, die ausgesetzt wurden – versorgt und betreut werden.

Pfötchenhotel-Sprecherin Seemann sagte, dass im Fall von Abgabetieren „vermögende Personen, mit denen eine Gebühr vereinbart wurde, stets damit einverstanden waren“. Weil das kommerziell arbeitende Pfötchenhotel ohne Spendengelder und im Gegensatz zu Vereinen auch fast ohne ehrenamtliche Mitarbeiter arbeite, sei es „mehr als gerechtfertigt“, dass vermögende Personen bei Abgabe ihres Tieres etwas zahlen: „So können wir die Tiere von Menschen ohne finanzielle Mittel ohne Entgelt annehmen.“ Dem stimmte Sozialbeigeordnete Müller zu: „Wir kennen die Regelung und halten sie für gerechtfertigt.“ Der TSV hatte nach Angaben seines Chefs Niklas Wanke früher pauschal „um die 60 Euro“ pro Abgabetier verlangt, den „deutschlandweit üblichen Preis“.

Gleichzeitig hatten die Tierschützer am Wochenende moniert, dass die Versorgung von verletzt aufgefundenen Wildtieren ungeklärt sei. Dies hätte der TSV bis Ende vergangenen Jahres übernommen, nun würde diese Aufgabe die Tierklinik Düppel freiwillig ausführen. Dies bestätigte Müller – und verwies darauf, dass auch die Betreuung von Wildtieren nicht zu den Pflichten der Stadt gehöre: „Dafür ist der Förster zuständig.“

Im vergangenen Jahr hatte es zwischen Verwaltung und TSV heftige Zerwürfnisse gegeben, weil die Stadt den Vertrag über den Weiterbetrieb des maroden Tierheims kündigte und die Aufgabe an das Pfötchenhotel gab. Zurzeit bereitet die Stadt eine Ausschreibung für den Bau eines neuen Tierheims in Potsdam vor. Ob sich das Pfötchenhotel an der Ausschreibung beteiligen will, ließ Sprecherin Seemann gestern offen: Allerdings sei ihr Haus am jetzigen Standort „nicht abgeneigt, in die Verlängerung zu gehen“. Ein Antrag auf Verlängerung von SPD und CDU wurde gestern im Stadtparlament bis Redaktionsschluss nicht entschieden.

Über den Neubau gibt es auch Streit: Die Stadtverwaltung fordert einen sechsstelligen Betrag an Spendengeldern zurück, die der TSV für den Bau eines neuen Tierheims einst treuhänderisch erhalten haben soll. Der TSV will das Geld aber offenbar für einen eigenen Tierheimneubau nutzen. Anwälte sind bereits eingeschaltet.

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