Landeshauptstadt: Tierretter 24 Stunden erreichbar Große Resonanz: 1400 Fans auf Facebook
Das Notruf-Handy klingelt während einer Vereinsfeier. Ein Hund wurde in der Gutenbergstraße angefahren und war so in Panik, dass er sogar seine Besitzerin gebissen hat.
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Das Notruf-Handy klingelt während einer Vereinsfeier. Ein Hund wurde in der Gutenbergstraße angefahren und war so in Panik, dass er sogar seine Besitzerin gebissen hat. Die Mitarbeiter der Tierrettung Potsdam e.V. machen sich sofort auf den Weg. An der Unfallstelle beruhigen und untersuchen sie das Tier und betreuen sein Frauchen. Kurze Zeit später bringen sie den Hund in die Potsdamer Tierklinik, aus der er einen Tag später wieder entlassen werden kann.
Situationen wie diese sind keine Ausnahme. Am 29. Juni 2013 wurde der Verein „Tierrettung Potsdam“ gegründet und hatte seitdem schon über 250 Einsätze. Das Notfall-Handy ist unter 0151/ 70 1212 02 rund um die Uhr erreichbar. Dafür sorgen die fast 100 Mitglieder, die sich ehrenamtlich für die Tiere einsetzen. „Wir finanzieren uns größtenteils durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden“, sagt der Vereinsvorsitzende Michael Breuer. Vor Kurzem hat die Gesellschaft für Medizintechnik mbH aus Michendorf dem Verein einen Lieferwagen gesponsert. Der Service, den seine Organisation bietet, beinhaltet die Tierrettung, die Erstversorgung, den Notfalltransport und die Fundtierbetreuung. Dafür nehmen die Tierfreunde allerdings kein Geld. „Anders als andere Tierrettungsstationen, die bereits für die Anfahrt über 100 Euro verlangen, arbeiten wir komplett kostenlos“, so Breuer. Erst wenn ein Tierarzt die Behandlung übernimmt, entstünden dem Besitzer Kosten. Die Tierrettung Potsdam e.V. wird deswegen mit viel Dankbarkeit bedacht und das spricht sich herum. Da finanzielle Mittel für Werbung fehlen, möchte der Verein durch Mundpropaganda bekannt werden – mit Erfolg. Das Angebot stößt auf großen Zuspruch. Die Zahl der Fans bei Facebook liegt bei über 1400 – Tendenz steigend. Und ehrenamtliche Unterstützung wird immer gebraucht. Die Mitglieder des Vereins zahlen nicht nur ihren Beitrag, sondern investieren auch noch anderweitig Geld und Zeit. Einer davon ist Steffen Agatz. Hauptberuflich ist er Berufsfeuerwehrmann, in seiner Freizeit ist er Tierretter. Er ist besonders über die Bürokratie bei der Fundtierbetreuung verärgert. „Wenn wir ein Tier finden, müssten wir es eigentlich nach Beelitz bringen“, so Agatz: „Kleine Wildtiere, wie Igel oder Vögel, können wir zwar auch privat zu Hause betreuen, aber das ist natürlich keine Dauerlösung.“
Auf den Bau des Potsdamer Tierheims in naher Zukunft wollen sich Breuer und Agatz nicht verlassen. Sie verfolgen die Planungen gespannt und würden auch gerne mit dem Tierschutzverein Potsdam (TSV) zusammenarbeiten. Man habe eine gute Kommunikation mit dem TSV und nehme sich nicht als Konkurrenz wahr, so Breuer. „Aber die Leidtragenden der vielen Verzögerungen beim Tierheimbau sind letztendlich die Tiere.“
Der Vereinsvorsitzende kann sich vorstellen, in der Zukunft selbst eine Pflegestelle für Wildtiere einzurichten. Aber das sei Zukunftsmusik. Das Team der Tierrettung Potsdam hat in den Wochen nach Weihnachten viel zu tun. Denn immer noch werden Tiere verschenkt und das zieht Probleme nach sich.mimü
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