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Landeshauptstadt: Tierschutzverein zieht nach Rehbrücke

Normaler Betrieb vor Tierheimschließung / Verein hofft auf Förderer für Tierheimneubau in Eigenregie

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Wildpark - Die offizielle Postanschrift des Potsdamer Tierschutzvereins (TSV) soll nach Rehbrücke verlegt werden. Das sagte TSV-Chef Niklas Wanke gestern den PNN. Eine genaue Adresse für die Büroräume wollte er allerdings noch nicht nennen – unter Verweis auf noch laufende Mietverhandlungen.

Der Umzug ist nötig, weil der TSV bekanntlich ab dem morgigen 1. Januar das jetzige Tierheim Am Wildpark räumen muss. Die Betreuung von in Potsdam und einigen Umlandgemeinden gefundenen Tieren übernimmt nun das Pfötchenhotel in Beelitz. Um diese städtische Pflichtaufgabe hatte es das gesamte Jahr über heftige Debatten gegeben, Höhepunkte waren der mögliche Neubau eines Tierheims sowie schließlich die Entscheidung der Verwaltung zugunsten von Beelitz und gegen den TSV als einen der mitgliederstärksten Potsdamer Vereine. Den Transport der Tiere ins Pfötchenhotel übernimmt die Stadtverwaltung, die einen telefonisch erreichbaren Shuttle-Service eingerichtet hat. Kritiker befürchten, dass die für ein Jahr gültige Lösung zusätzliche Kosten verursacht.

Den Wegzug seines Vereins sieht Wanke aber nun auch als eine Art Chance: „Es macht uns allen zu schaffen, dass wir die praktische Tierbetreuung aufgeben müssen – aber die Loslösung von der Stadtverwaltung ist eine richtige und wichtige Weichenstellung für unsere Zukunft.“

Doch zunächst muss die Wildpark-Immobilie geräumt werden. Die meisten der dort befindlichen Tiere – in Spitzenzeiten waren es bis zu 120 Katzen und 40 Hunde – sind inzwischen an neue Besitzer vermittelt oder mit einem ersten Transport am Donnerstag nach Beelitz gebracht worden. Ein zweiter Transport mit rund 15 Tieren ist für den Mittwoch geplant. „Bis dahin hoffen wir noch einige Hunde zu vermitteln“, so Wanke. Unter anderem würden noch die etwa vier Jahre alte Ridgeback-Mischlingshündin Kira und der neunjährige Schäferhund Major nach einem neuen Zuhause suchen. Beide Hunde wurden gestern von ehrenamtlichen Helfern ausgeführt – zwei Tage vor dem Ende des Potsdamer Tierheims machte die Arbeit einen alltäglichen Eindruck.

Auch ohne die Tiere wird es aber noch mindestens zwei Wochen dauern, bis der TSV das sanierungsbedürftige Gebäude verlässt. Zurzeit suche man noch Flächen, um Möbel und andere Utensilien aus dem Tierheim günstig lagern zu können, so Wanke: So müssten beispielsweise Schränke, Tierboxen, Hundenäpfe und Waschmaschinen umgezogen werden. Ebenso benötige der erst im Sommer aufgestellte Kleintier-Container einen neuen Platz. „Wir sind guter Hoffnung, dass wir schnell etwas finden“, so Wanke.

Unklarer ist nach den Worten des TSV-Chefs die Situation von bis zu fünf städtischen Mitarbeitern im Tierheim sowie drei Auszubildenden: „Die hängen noch in der Luft.“ Er hoffe, dass gerade die Azubis weiter von der Stadt Potsdam bezahlt werden könnten – entsprechende Stellen für die jungen Leute habe der TSV inzwischen bei anderen Tierschutzvereinen außerhalb von Potsdam gefunden, nur die Finanzierung der Lehrlingsgehälter sei noch ungeklärt. Wegen des Endes der Tierheimarbeit hatte der TSV bereits eigenen Mitarbeitern kündigen müssen.

Ist der Auszug geschafft, will der TSV laut Wanke weiter an einem Tierheimneubau in Potsdam arbeiten – in Eigenregie. „Wir prüfen zurzeit mehrere Grundstücke außerhalb von Potsdam.“ Zugleich suche der Verein „rührig und fleißig“ nach einem Förderer, der den Wunsch nach einem Tierheim finanzieren könne. Allerdings wolle man auch die geplante europaweite Ausschreibung der Stadt für Neubau und Betrieb eines Tierheims in Potsdam „ansehen“ – und sich „gegebenenfalls“ darum bewerben.

Ebenso werde wichtig sein, „dass wir es 2008 schaffen, in Potsdam auch ohne Standort wahrgenommen zu werden“, so Wanke. Im vergangenen Jahr habe sich der Verein mit bürokratischen Fragen „aufgerieben“, nun könne man sich wieder mehr der Tierschutzarbeit widmen. Dazu gehören laut Wanke etwa die Beratung von Bürgern, aber beispielsweise auch die Betreuung von streunenden Katzen – oder die öffentliche Benennung von Missständen beim Umgang mit Tieren. In dem Zusammenhang wollte sich Wanke nicht direkt zum neuen System der Potsdamer Fundtierversorgung oder zur Konkurrenz in Beelitz äußern. „Wir werden keine Beobachtungsposten aufstellen“, stellte Wanke klar. Der TSV müsse im Umgang mit dem Pfötchenhotel vermeiden, „Kläger und Richter in einer Person“ zu sein, so Wanke: „Allerdings werden wir nicht weggucken, wenn etwas schief läuft.“

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