
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Tinkturen mixen mit der Kräuterhexe
Im Sommercamp des Lokalen Bündnisses für Familie wird gebastelt, gemalt und gespielt wie vor 100 Jahren
Stand:
Der große Garten des Lindenparks ist wie geschaffen für ein Tages-Sommercamp. 125 Kinder sind am Montag gekommen und werden nun eine Woche lang zwischen 9 und 15 Uhr mit Studenten der Potsdamer Universität und ihren Gruppenbetreuern allerlei interessante Dinge tun. Die Kinder können zum Beispiel bei den Kräuterhexen Kerstin und Janina, die außerhalb ihrer Hexentätigkeit Biologiestudentinnen an der Potsdamer Universität sind, so manches über Küchen- und Apothekenkräuter lernen und mit ihnen auch Tinkturen oder Salben mixen. Wer gut aufgepasst hat, der wird wie Anton zum Hexenmeister ernannt und darf sich zum Schluss einen Froschschenkel oder eine Schlange aus dem Zauberglas fischen. Die Zauberzutaten sind natürlich aus Zucker und haben nichts Gruseliges.
Derweil ist eine andere Gruppe intensiv mit Papierschöpfen beschäftigt. Alte Zeitungen wurden zerschnitzelt und eingeweicht und wenn sie langsam einen grauen Brei bilden, dann wird die Masse mit einem Sieb herausgeschöpft, zwischen Filzplatten gelegt und mit einem Nudelholz trocken gerollt. Auf der Leine trocknen dann die Papierstücken und können auch noch bemalt werden. Die Papierschöpferinnen, ebenfalls Studentinnen, haben sich passend zu ihrer Tätigkeit mit Schürze und Häubchen angezogen, so wie Fabrikarbeiterinnen vor etwa 100 Jahren gekleidet waren.
Und wie vor einem Jahrhundert kann auch gespielt werden, „Es sind Abzählverse und Gruppenspiele ausgegraben worden, für die man keine Zutaten benötigt, die aber viel Spaß machen“, erzählt Cäcilie Schröder. Sie ist Pressesprecherin des Lokalen Bündnisses für Familie und froh, dass das Sommercamp wieder so gut angenommen wurde. „Das ist hier wie ein Ferienlager“, sagt sie. „Nur eben ohne Übernachtung.“ Die Kinder bekommen ein Mittagessen und sie sollen Badesachen, aber auch Regenkleidung mitbringen. Bei heißem Wetter darf unter dem Sprenger geduscht werden, nach einem Regenguss soll es sofort wieder nach draußen gehen, erklärt Schröder.
Wer unter die Maler geht, bekommt eine Art Plastikcape übergeworfen, damit die Farbe auch da bleibt, wo sie hin soll. Es kann auch noch mit Nudeln gebastelt und die Statik der „Bauwerke“ ausprobiert, Fladenbrot gebacken und ein Püppchen aus Wolle geknotet werden. Jenniffer (7) hat an ihrem ersten Sommercamptag gleich zwei geschafft und darf die natürlich mit nach Hause nehmen. Die Püppchenbastelei wird von Erzieherinnen der Kita Goethe-Kids beaufsichtigt, die in solchen Basteleien schon Routine haben. Zu den Camp-Kindern gehört auch eine größere Gruppe behinderter Kinder aus der Integrationskita des Oberlinhauses und die haben ebenfalls Erzieherinnen mitgebracht. „Das Zusammenspielen klappt prima. Die Kinder sind offen und kommen gut miteinander aus“, meint Schröder.
Auf die Idee des Sommercamps sei man 2008 gekommen, um die Eltern während der Kita/Hort-Schließzeiten in den Sommerferien zu entlasten. Im Verbund mit der Universität, dem Oberlinhaus und weiteren Unterstützern konnte das zweite Sommercamp noch besser ausgerüstet werden als das erste. Um sich vor Regengüssen in Sicherheit zu bringen, wurden zum Beispiel noch Zelte angeschafft. Der Lindenpark gibt seinen schönen Garten dazu, der Sonne und Schatten und viele Spielmöglichkeiten bietet. Denn neben all den Basteleien und Erkenntnissen über Kräuter und Statik darf natürlich auch ganz frei und unbekümmert gespielt werden.
Zur Eröffnung des zweiten Sommercamps gestern brachte Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns ein Geschenk mit, 2000 Euro aus Lottomitteln. Sie ermöglichen es, den Aufenthalt für die Kinder sehr preiswert zu gestalten. Für 20 Euro die ganze Woche sind sie mit von der Partie. Am Ende gibt es sogar noch einen Höhepunkt mit einem Kinobesuch im Thalia.
Nicht nur durch das Sommercamp haben sich die Lokalen Bündnisse für Familie – es gibt noch eines für Stern/Drewitz – schon gut bewährt. Sie versuchen über das ganze Jahr Ressourcen zu erschließen und gebündelte Angebote zu machen. Ihre Arbeit soll in Zukunft noch besser durch eine städtische Teilzeitkraft unterstützt werden. Hella Dittfeld
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: