Von Henri Kramer: Todessturz von einer Leiter
Justiz ermittelt nach Tod eines Bauarbeiters am Luftschiffhafen: „Kein Fremdverschulden“
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Potsdam-West - Nach dem tödlichen Unfall eines Bauarbeiters auf der Großbaustelle für die neue Potsdamer Mehrzwecksporthalle am Luftschiffhafen geht die Staatsanwaltschaft nach ersten Ermittlungen „nicht von Fremdverschulden aus“. Das sagte gestern Behördensprecher Rolf Roggenbuck den PNN. Gleichwohl habe die Staatsanwaltschaft nach dem Unfall von Amts wegen ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, bei dem auch Fahrlässigkeit untersucht wird. Unterstützt wird die Behörde wie in solchen Fällen üblich vom Landesamt für Arbeitsschutz.
Das Unglück hatte sich den Angaben nach am Montagnachmittag ereignet, der 40 Jahre alte Bauarbeiter war aus rund 3,50 Meter Höhe von einer Leiter gestürzt und mit dem Kopf auf einer Betonplatte aufgeschlagen. Bald danach verstarb der aus Berlin stammende Mann gegen 18 Uhr im Klinikum „Ernst von Bergmann“. Vertreter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die die Sporthalle errichten lässt, sowie von der für den Rohbau verantwortlichen Anes-Baufirma aus Berlin, versuchten gestern bei einer Pressekonferenz, den Unfall zu rekonstruieren. Zugleich versicherten sie, dass alle Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten wurden. Gleich nach dem Unfall sei der Unglücksort von Polizei und Arbeitsschutzexperten untersucht worden.
Der Verunglückte hatte im Zuge von Schalungsarbeiten an einer Außenwand der künftigen Halle gearbeitet, dabei stürzte er von der Holzleiter. Ein Kollege habe den Unfall gesehen, weitere Arbeiter hätten ihn gehört, hieß es bei der Pressekonferenz. Zur noch ungeklärten Unfallursache nannte der als Sicherheitsberater für die Baustelle tätige Arbeitsschutzberater Jürgen Richter aus Potsdam drei mögliche Gründe: Entweder habe sich der Bauarbeiter bei den Arbeiten so „verdreht“, dass er den Halt an der Leiter verlor. Oder er sei „abgerutscht“ und von der Leiter gekippt. Auch könnten dem Mann plötzlich gesundheitliche Probleme zu schaffen gemacht haben, die nicht vorhersehbar gewesen seien, so Richter: „Erkrankungen waren nicht bekannt.“ Auszuschließen seien laut dem Arbeitsschutzexperten etwaige Windböen. Auch an der Leiter, die nicht mit umfiel, sei keine Sprosse gebrochen oder beschädigt gewesen. Auch ihr Neigungswinkel habe gestimmt. Ferner habe der Mann einen Helm und Handschuhe getragen. Bei an Rohbauten üblichen Arbeiten, wie sie das Unfallopfer ausführte, sei ferner kein extra Halteseil vorgesehen, sagte Richter. Bei Polizeiermittlern hieß es, es gebe keinen Hinweis auf Alkohol oder andere Rauschmittel als Ursache für den Unfall. Der ledige Mann sei seit mehr als viereinhalb Jahren bei Anes beschäftigt, hieß es. Auch sein Bruder sei bei dem 150 Mitarbeiter starken Unternehmen tätig. „In der zehnjährigen Geschichte unseres Unternehmens ist so etwas noch nicht passiert“, sagte Firmenchef Mehmet Gezer. Die Mitarbeiter befänden sich in einem „Schockzustand“; Die Angestellten, die den Unfall aus der Nähe erlebt hätten, würden psychologisch betreut. Auf der Baustelle seien gestern vorerst nur „leichte Arbeiten“ verrichtet worden.
Auch beim Bau der neuen Sporthalle sei es der erste bekannte Unfall, hieß es von Seiten der Pro Potsdam. „Unser Mitgefühl gilt den Eltern, dem Bruder und den Kollegen des Unfallopfers – und das ist nicht einfach nur dahin gesagt“, sagte Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius.
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