ATLAS: Toleranzfrage
Ein ohnehin unseliger Streit erreicht eine neue Stufe der Eskalation. Menschen jüdischen Glaubens zanken sich um äußere Gestalt und innere Gestaltung einer Synagoge, die es noch gar nicht gibt, die aber im Jahr 20 nach der Wende längst hätte stehen müssen.
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Ein ohnehin unseliger Streit erreicht eine neue Stufe der Eskalation. Menschen jüdischen Glaubens zanken sich um äußere Gestalt und innere Gestaltung einer Synagoge, die es noch gar nicht gibt, die aber im Jahr 20 nach der Wende längst hätte stehen müssen. Bekanntlich ist Brandenburg das einzige ostdeutsche Bundesland, in dem es noch kein solches Gotteshaus gibt. Umso schmerzlicher, welche Dimensionen der Konflikt inzwischen erreicht hat. Wenn ein Vorstandsmitglied des Bauvereins – ein Christ – von „feindlicher Übernahme“ redet, wenn die Betgemeinschaft des gebürtigen Israelis Ud Joffe ein Mitspracherecht beim Synagogenbau verlangt, ist dies schon aus historischen Gründen mehr als unglücklich. Den Minjan-Mitgliedern auch noch den Zutritt zum Standort der künftigen Synagoge zu verwehren, macht die Lage keinesfalls besser. Ein einzuhaltender Zeitplan oder der Verweis auf jahrelange Planungsprozesse können und dürfen keine Argumente sein, ein Gebäude durchzusetzen, dessen Gestalt bei den späteren Nutzern umstritten ist. Das ist Potsdam seinem Ruf als Stadt der Toleranz schuldig. Womöglich kann auch hier nur ein unabhängiger, überparteilicher Schlichter helfen, beide Seiten zu einer Lösung zu bringen.
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