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Landeshauptstadt: Tor zum russischen Gottesacker

Erster Spatenstich für Eingang zum Russisch-orthodoxen Friedhof

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Nauener Vorstadt – Ein Holztor wie auf einem komfortablen russischen Bauernhof wird Ende Juni an der Nedlitzer Straße die Blicke auf sich ziehen. Es wird den Eingang zu einem „Stück Russland“ in Potsdam, den russisch-orthodoxen Friedhof, signalisieren.

Gestern nahmen Stadtkonservator Andreas Kalesse und Erzpriester Anatolij Koljada zum symbolischen Baubeginn selbst die Spaten in die Hand. „Damit wird die Tradition von 1827 fortgesetzt“, sagt Kalesse, der auf den Lennéschen Plan für die Russische Kolonie Alexandrowka, auf dem das Friedhofsdreieck bereits eingezeichnet ist, verweist. Die Stadt hatte das Stück Land am Fuße der Alexander-Newski-Gedächtniskapelle im vorigen Herbst an die russisch-orthodoxe Gemeinde übergeben.

Dorf, Kirche und Friedhof bildeten jetzt ein einheitliches Ensemble, sagt der Stadtkonservator, der mit seinem fachlichen Rat die Ausführung des Eingangstores beeinflusst hat. „Es handelt sich um ein traditionelles Hochtor als Einfahrt mit einer kleinen Pforte“, erklärt er. Unverkennbar sei die Ähnlichkeit mit den Eingängen der ehemaligen Kolonistenhäuser der Alexandrowka. Bekrönt wird die fünfeinhalb Meter hohe Torkonstruktion durch ein Dach aus Nadelholz mit Schiefereindeckung.

Ermöglicht haben den Bau die Spenden sowie die tätige Mitwirkung des Lions-Clubs Berlin und der „PHD Bauunternehmen für Hochbau und Denkmalschutz“ in Brandenburg an der Havel. Die mittlerweile über 3000 Mitglieder starke Russisch-orthodoxe Gemeinde von Potsdam, laut Koljada 99 Prozent Deutsche, hat vielfache Beziehungen unter anderem zum Lions-Club und zum Bauunternehmen, so dass sich ein Sponsoring aufgrund einer Anfrage von Erzpriester Koljada wie von selbst ergab. Der Maler und Grafiker Kornelius Wilkens lieferte zusammen mit dem Architekten Martin Schütte von den Berliner Lions die nun realisierte Fassung des Tores. Seit der Weihe des Friedhofs am 10. September 2006 gab es bereits zwei Bestattungen. Die einsamen Gräber sind von der Puschkinallee aus einsehbar.

Der Friedhof solle künftig öffentlich zugänglich aber bewacht sein, erklärte der Erzpriester. „Wir müssen aufpassen“, sagt Koljada in Hinblick auf Schändungen, die es auf dem benachbarten jüdischen Friedhof bereits gegeben hat. Kalesse ergänzt, dass ein kleiner Weg künftig vom neuen Tor zu den Gräbern führen werde. Die Pflege der kleinen Anlage für zunächst 104 Grabstätten liegt in der Hand der Gemeinde, die dazu auch „Ein-Euro-Jobber“ beschäftigt.

Der Einrichtung eines russisch-orthodoxen Friedhofs an dieser Stelle sei eine umfangreiche Prüfung vorausgegangen, berichtet Kalesse. Bekanntlich gibt es unmittelbar an der Alexander-Newski-Kirche eine kleine Begräbnisstätte. Sie ist jedoch für eine Erweiterung ungeeignet. Die Beisetzung hier gilt als Vorrecht für Priester und Gläubige, die besondere Verdienste um die Potsdamer orthodoxe Gemeinde haben.

Die älteste Grabplatte erinnert an den am 24. September 1838 verstorbenen Erzpriester Johann Borsowitsch Tschudowski, der die kleine Kirche auf dem Kapellenberg einst eingeweiht hat. Günter Schenke

Günter Schenke

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