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Sport: Tore in der Kälte

Die 17-jährige Sabrina Rastetter aus Karlsruhe spielt nun mit Woronesh im UEFA-Cup gegen Potsdam

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Die 17-jährige Sabrina Rastetter aus Karlsruhe spielt nun mit Woronesh im UEFA-Cup gegen Potsdam Von Nils B. Bohl Beim mehrfachen deutschen Fußball- Meister 1. FFC Frankfurt hoffte Sabrina Rastetter bis zum Juli auf eine Profi-Karriere. Doch nach zwei schweren Verletzungen ist die 17-jährige Karlsruherin – auch mit der Aussicht auf hohe Gagen und professionelle Betreuung – vom Main in die Kälte Russlands gewechselt. Mit dem FC Energy Woronesh will die 22-malige U17-Nationalspielerin im Viertelfinale des UEFA-Cups den deutschen Meister und Pokalsieger Turbine Potsdam aus dem Wettbewerb werfen. „Wir hoffen noch auf Schnee, und dass es kälter wird. Das wäre ein Vorteil für uns“, sagte Rastetter vor dem Hinspiel am morgigen Sonntag um 15 Uhr in Woronesh. „In Deutschland ist man das nicht gewöhnt, die haben ja schon Angst, überhaupt nach Russland zu fliegen.“ Im UEFA-Cup Ende September gegen den kasachischen Club Alma-KTZH hat Rastetter bereits drei Tore erzielt. Doch was treibt eine 17-jährige Schülerin allein in eine Stadt in der russischen Provinz, die wegen ihrer allgegenwärtigen Industrieabgase gefürchtet ist? Rastetters Schlüsselerlebnis war die Bekanntschaft mit dem russischen Sturmtalent Iwan Saenko (21) vom Zweitligisten Karlsruher SC, der in Woronesh aufgewachsen ist. „Er erzählte mir von seinem Vater und der Mannschaft“, sagt Rastetter. „Nachdem ich so lange verletzt und überhaupt ziemlich am Ende war, wollte ich das Angebot sofort annehmen, als ich es bekam.“ Zwei Mal hintereinander hatte sie zuvor einen Ermüdungsbruch im Schienbein erlitten und deshalb ein halbes Jahr nicht trainieren können. „Ich wusste aber, wie gut dort trainiert wird. Die machen das sogar zwei Mal am Tag, und das ist es, was ich nach so einer langen Verletzung brauche. Auch die medizinische Betreuung ist in Woronesh sehr gut“, begründet sie ihren Wechsel von Frankfurt an den Don. In Woronesh erhalten die jungen Spielerinnen eine professionelle Rundumbetreuung. „Ich wohne in einem Internat. Jeder von uns hat ein Zimmer hier, die jungen Spielerinnen wohnen durchgehend hier“, beschreibt sie ihren Alltag. Um 8.30 Uhr Frühstück, dann Training oder Sauna, und um 22 Uhr gibt es den letzten Tee. „Vor dem Spiel müssen alle hier schlafen. Wir sind hier alle Profis, wir machen nichts anderes mehr“, erzählt sie. Ausnahmen davon gebe es nicht. Die Ansprüche seien hoch in Woronesh. Über Geld redet sie – aber nur ungern. Mit Fußball könne man auch in Russland gut verdienen. Bis zu 30000 Euro Saisongage, im Erfolgsfall noch mehr. Das erzeugt natürlich auch Druck. „Unser Trainer verlangt viel von uns, und das ist gut so.“ Die US-Amerikanerin Lora Schott musste bereits nach vier Wochen wieder ihre Koffer packen, weil Trainer Ivan Saenko für sie keine Perspektive mehr sah. „Das war hart für sie“, sagt Rastetter. Trotzdem denkt sie über eine weitere Saison in Woronesh nach. „Ich möchte schon wieder nach Deutschland, aber erst, wenn ich mich noch weiter verbessert habe. Denn ich möchte den Deutschen zeigen, dass ich das aus Russland habe.“

Nils B. Bohl

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