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Bringen Geld nach Potsdam: Touristen sorgen für Rekorde

Potsdam erwartet eine Milliarde Euro Umsatz im Tourismus. Die Branche sieht das Wachstum jedoch in Gefahr.

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Der Tourismus entwickelt sich für Potsdam immer mehr zum wirtschaftlichen Wachstumsmotor: Erstmals könnten die Besucher der Stadt in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Euro in die Potsdamer Kassen spülen, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Mittwoch mitteilten.

Wegen der steigenden Zahlen bei Übernachtungen und Tagesgästen sowie der Steigerungen aus den Vorjahren gehen sie davon aus, dass sich für 2014 ein touristischer Bruttoumsatz in Höhe von etwa einer Milliarde Euro ergibt. Alle zwei Jahre analysiert die Stadtverwaltung die Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Bei der letzten Untersuchung 2012 lag der Umsatz noch bei knapp 834 Millionen Euro. Rund die Hälfte des Geldes wird der Untersuchung zufolge im Einzelhandel, also außerhalb des Gastgewerbes, ausgegeben.

Schon im vergangenen Jahr hat sich Potsdam als Ziel im Städtetourismus prächtig entwickelt. Trotz eines schwachen Jahresbeginns gab es im Jahr nach den Rekorden im „Friedrichjahr 2012“ wieder sehr gute Zahlen. Erneut konnte die Millionengrenze an Übernachtungen übersprungen werden, so Frerichs. Die Potsdamer Beherbergungsunternehmen registrierten im vergangenen Jahr 1 003 250 Übernachtungen – nur etwa 30 000 weniger als im Vorjahr. Nachdem die Stadt 2012 mit zahlreichen Veranstaltungen zum 300. Geburtsjahr Friedrichs des Großen viele Besucher angelockt hatte, war in der Branche mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet worden.

Die Zahl der Übernachtungen ist damit innerhalb von zehn Jahren um mehr als die Hälfte gewachsen. Die meisten Gäste kamen 2013 in den Monaten Mai bis September. Im Durchschnitt bleibt ein Tourist 2,4 Tage in Potsdam – so lange wie in keiner anderen Landeshauptstadt.

Zum guten Ergebnis haben besonders Gäste aus dem Ausland beigetragen: Ihre Zahl ist gegen den Trend gewachsen. Die Übernachtungen von ausländischen Gästen in Potsdam wuchsen um knapp acht Prozent. Besonders beliebt ist Potsdam bei Besuchern aus den Niederlanden und Großbritannien. Die größten Zuwächse gab es bei Gästen aus China und Russland.

Das Wachstum spiegelt sich auch in der Branche wider: Noch nie gab es in Potsdam mehr Beherbergungsbetriebe als im Jahr 2013. 53 Hotels, Pensionen und Gruppenunterkünfte weist die am Mittwoch vorgestellte Statistik der Verwaltung aus. 5451 Betten standen zum Stichtag am 31. Juli 2013 zur Verfügung. Die Auslastung ist im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 48,3 Prozent gesunken.

Unter den Touristen wird die historische Innenstadt immer beliebter. Dies hatte die Stadt bei einer im vergangenen Jahr durchgeführten repräsentativen Gästebefragung festgestellt. Der Studie zufolge nannte die Mehrheit der befragten Touristen die Innenstadt als ihr häufigstes Ziel. Erst danach folgt der Park von Sanssouci.

Die Tourismusbranche zeigte sich zunächst zufrieden über das große Wachstum. „Das ist natürlich eine super Entwicklung“, sagte Arnd Gilka-Bötzow, Chef des Potsdamer Hotel- und Gaststättenverbandes. Er sieht noch Potenzial nach oben. „Kein Wunder. Hier ist es richtig schön“, so Gilka-Bötzow. Allerdings sieht er auch Gefahren: Die gute Entwicklung könnte durch die beschlossene Einführung einer Bettensteuer Schaden nehmen. Private Potsdam-Gäste müssen künftig fünf Prozent auf den Nettoübernachtungspreis als Steuer an die Stadt zahlen. Die Stadt rechnet dadurch mit zusätzlichen Einnahmen von rund 870 000 Euro jährlich. Eine Mehrheit aus SPD, Grünen, Potsdamer Demokraten und zwei Stadtverordneten der Linken hatte am 12. Mai dafür gestimmt. Das Geld soll in die Sanierung und den Neubau von Potsdamer Schulen fließen – wegen des enormen Bevölkerungszuwachses benötigt die Stadt in den kommenden Jahren insgesamt 160 Millionen Euro für den Schulausbau.

Die Entscheidung für die Bettensteuer sei politischer Blindflug gewesen, so Gilka-Bötzow. Ungerecht sei, dass der Handel vom Tourismusboom profitiere, aber nur die Beherbergungsbetriebe zur Kasse gebeten werden. „Das gedeihliche Miteinander ist aufgekündigt worden“, sagte er. Die einseitige Belastung könne dazu führen, dass das Engagement der Betriebe für den Standort nachlasse. Er hoffe, dass man in der Zukunft nach den Kommunalwahlen noch einmal über die Bettensteuer sprechen könne. Ob die Steuer in der verabschiedeten Form tatsächlich kommt, ist noch nicht klar. Das brandenburgische Innenministerium muss die Steuer noch prüfen – schließlich ist Potsdam die erste Stadt in Brandenburg, die eine solche Steuer einführt. Zudem ist die Steuer in anderen Bundesländern bereits von Verwaltungsgerichten bemängelt worden. Andere hatten sie bestätigt. Der Potsdamer Dehoga hatte schon angekündigt, vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zu klagen.

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