Landeshauptstadt: Traditionsbetrieb an der Nuthe
Für die neue Saison sind Bootswerft und Kanucenter Jahn gut gerüstet
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Für die neue Saison sind Bootswerft und Kanucenter Jahn gut gerüstet Innenstadt - Am Ufer der Nuthe kurz vor ihrer Mündung in die Havel liegt versteckt und idyllisch eine Bootsanlegestelle. Diese gehört zu der Bootswerft und dem Kanucenter von Lothar Jahn. Das ruhige Gewässer führt durch den Nuthepark, ehe die Boote die Havel mit höherem Wellengang erreichen. Auf dem Grundstück, das zum Ufer hin abgesenkt ist, stehen Paddelboote wie Kanadier und Kanus, einige Ruderboote und vereinzelt auch Motorboote. Schienen führen vom Wasser hinauf zu einer Werkstatt, indem sich ein nackter Bootsrumpf befindet. „Hier wurden zu DDR-Zeiten Segelboote und Jollenkreuzer gebaut“, erklärt Bootsbauer Thomas Jahn. Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas und dem Vater unterhält er den Familienbetrieb Bootswerft und Kanucenter L. Jahn, der am vergangenem Sonnabend die Saisoneröffnung gefeiert hat. Im Jahr 1967 hatte Lothar Jahn die Bootswerft „mit ein wenig Glück“ gekauft. Die Boote, die Lothar Jahn gebaut hat, sind größtenteils aus der DDR nach Westdeutschland exportiert worden. Das brachte dem Staat Devisen. „In den 70er Jahren ist die Produktion auf Kajütboote umgestellt worden“, erinnert sich der „alte“ Jahn. Solche seien vermehrt auch an die Einheimischen verkauft worden. Das letzte Boot, das Lothar Jahn gebaut hat, ist in seinen eigenen Besitz übergegangen. „Selandia“ hat er das Motorboot getauft. „So hieß auch das erste dieselbetriebene Motorschiff, das hochseefähig war und den Atlantik überquerte“, sagt Thomas Jahn. Nach der Wende haben die Jahns dann beschlossen, mit dem Bootebauen aufzuhören. „Die Nachfrage ging zurück“, meint Thomas Jahn. Deshalb hat sich die Familie dann auf die Reparatur spezialisiert. Dazu wurde auch ein umfangreicher Zubehörladen eröffnet. Der Familienbetrieb führt außerdem einen Handel mit über 50 Neu- und Gebrauchtbooten. „Die Nachfrage am Paddeltourismus ist kontinuierlich gestiegen“, resümiert Thomas Jahn. Deshalb hätten sie sich stärker auf Kleinboote konzentriert. Mit dem mehrmaligen Anpassen an die Marktlage konnte sich die Werft ihre Existenz über turbulente Jahre hinweg bis heute sichern. „Wir haben unser Auskommen, aber der eigentliche Bootsbau bringt kein Geld“, sagt Lothar Jahn. Boote würden industriell kostengünstiger hergestellt als im kleinen Handwerk. Zudem muss der Familienbetrieb auch Pacht für das Grundstück aufbringen. Nur die Gebäude auf dem über 400 Quadratmeter goßem Landstrich gehören Lothar Jahn. „Trotzdem liebe ich meinen Beruf“, sagt er. Am Ende des Jahres geht der Chef in den Ruhestand und überlässt den Betrieb seinen Söhnen. Er ist sich sicher, dass die beiden Söhne den Betrieb auch ohne ihn fest im Griff haben. Thomas Jahn will in Zukunft die Vermietung von Paddel- und Tretbooten weiter ausbauen. „Wir werden aber auch weiterhin mit mehreren Standbeinen wirtschaften“, meint Thomas Jahn. Der Handel und die Reparatur der Boote bleibe gerade in der Wintersaison wichtig. Angela Gencarelli
Angela Gencarelli
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