Landeshauptstadt: Trainieren für ein Rennen ohne Füße Iron Roll – Rollifahrer treten gegen Fußgänger an
„Respekt statt Mitleid“ wünschen sich viele Rollstuhlfahrer von ihren Mitmenschen, die sich ohne Hilfsmittel bewegen können. Für mehr Normalität im Umgang miteinander werben auch die Initiatoren des ersten „Iron Roll“, einem Reifenrennen der besonderen Art.
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„Respekt statt Mitleid“ wünschen sich viele Rollstuhlfahrer von ihren Mitmenschen, die sich ohne Hilfsmittel bewegen können. Für mehr Normalität im Umgang miteinander werben auch die Initiatoren des ersten „Iron Roll“, einem Reifenrennen der besonderen Art. Jan Lehmann, Inhaber des Café im Park im Volkspark und Alexander Wietschel von der Helfer-Internetplattform DickerMops.de haben zusammen mit dem Oberlin-Berufsbildungswerk und weiteren Beteiligten einen Rolli-Cup organisiert: Mann gegen Mann fordern Rollstuhlfahrer Fußgänger heraus – die sich allerdings für das Rennen auf Augenhöhe auch in einen Rollstuhl setzen müssen.
Nach den Qualifizierungsrennen über je eine Distanz von 170 Metern, die im März und April an verschiedenen Orten je nach Wunsch der Teilnehmer stattfinden, findet am 4. Mai eine Vor-Finale-Party mit Schirmherr Mellow Mark in der Schiffbauergasse und am 5. Mai das Finale im Volkspark statt. Während der Rennen sind außerdem Wettkampfdisziplinen wie Bogenschießen und Basketball im Sitzen zu absolvieren, außerdem Gewichtziehen mit dem Rollstuhl.
Für Zuschauer stehen auch Rollstühle bereit, die auf einem Parcours ausprobiert werden können. „Wir wollen mit dieser Aktion in die Öffentlichkeit, in die Nachbarschaft“, sagt Jan Lehmann. Die Vorentscheide sollen bewusst auf normalen Straßen stattfinden, der Charlotten- oder Brandenburger Straße, der Hegelallee, darunter auch ein Mitternachts-Run.
Für die Gewinner gebe es Preise, aber profitieren können von der Aktion letztlich alle, sind Lehmann und Wietschel überzeugt. Es gehe hier um einen Perspektivwechsel, eine Selbsterfahrung der anderen Art, die der beste Vortrag über Inklusion so nicht bieten könne. Etwa 50 Teilnehmer, Fußgänger, gebe es bereits. Manche Firmen, auch die Stadtverwaltung, meldeten ganze Teams an. Wer als Einzelkämpfer kommt, werde vom Veranstalter mit Partnern versorgt. Als Rollstuhlfahrer haben sich bisher Teilnehmer aus dem Berufsbildungswerk und des SC Potsdam angemeldet. Weitere Teilnehmer sind unbedingt willkommen. Rollstühle für Fußgänger, Aktiv- oder Sportrollstühle, stellt die Firma Maltry Reha-Technik zur Verfügung, damit alle Teilnehmer rechtzeitig mit dem Training beginnen können.
Das sei unbedingt zu empfehlen, so die Einschätzung von Andreas Böhm, 26, und Gerald Behnke, 27. Die jungen Männer trainieren seit Wochen für den Wettkampf – gemeinsam mit ihrem Freund Udo Sist, 25 und Rollifahrer. Zusätzlich zu Schwimmen und Krafttraining für den Muskelaufbau am Oberkörper nutzen die Rollstuhl-Neulinge die langen Flure des 14-Geschossers am Kepler-Platz, wo Sist wohnt, als Übungsparcour. Es gebe in Potsdam vermutlich besonders viele Rollstuhlfahrer, vermutet Udo Sist, weil diese nach ihrer Ausbildung im Oberlinhaus in der Stadt wohnen bleiben. Steffi Pyanoe
Anmeldung zum Iron Roll per E-Mail unter kontakt@ironroll.info
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