Landeshauptstadt: Training für Schüler – statt nur Nachhilfe Selbsthilfeverein nun am Schlaatz und Stern aktiv
Bildung sollte nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, ist die Devise von Sekiz-Chefin Angelika Tornow. Deshalb bietet ihr Selbsthilfeverein seit 2009 kurzfristiges und kostenloses „Schülertraining“ an – nicht von teuren Nachhilfelehrern, sondern von Ehrenamtlern.
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Bildung sollte nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, ist die Devise von Sekiz-Chefin Angelika Tornow. Deshalb bietet ihr Selbsthilfeverein seit 2009 kurzfristiges und kostenloses „Schülertraining“ an – nicht von teuren Nachhilfelehrern, sondern von Ehrenamtlern. Wo berufstätige Eltern nicht die Zeit oder das Geld haben, um ihre Kinder zu unterstützen, hilft das Schülertraining weiter. Dafür hat das Sekiz 2010 den Potsdamer Ehrenamtspreis erhalten.
Davon sollen nun auch Schüler in den Wohngebieten am Schlaatz und am Stern profitieren. Dafür ist gestern ein Kooperationsvertrag mit dem Haus der Generationen und Kulturen im Schlaatz abgeschlossen worden. Der Gedanke dabei: Gerade am Schlaatz dürfte die Nachfrage nach dem kostenlosen Schülertraining noch größer sein, als in der Innenstadt. Interessierte Schüler sparen so Zeit und Fahrkosten, um die Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Außerdem wird das Raumangebot größer und flexibler, ebenso wie die Akquise von Schülertrainern.
Nachhilfe bietet der Sekiz-Verein ausdrücklich nicht an. „Nachhilfe ist etwas Schreckliches“, meint Tornow: „Kindern ‚nachzuhelfen’ hat etwas Herablassendes; manche schämen sich fast davor, Nachhilfe zu nehmen. Es ist etwas ganz anderes, wenn man sagt: ‚Ich gehe zum Training’.“ Kein kontinuierlicher Nachhilfeunterricht, sondern kurzfristiges Schwerpunkttraining für die anstehende Mathe-Klausur oder Englisch-Prüfung ist das Ziel. Dafür kümmert sich ein Trainer jeweils um einen einzelnen Schüler. Das Trainingsangebot umfasst sämtliche Fächer und alle Klassenstufen. Vor allem Abiturienten, die kurz vor dem Abschluss stehen, sollen das kostenlose Angebot nutzen. Häufigstes Problemfeld laut Tornow: Mathe. Das Schülertraining zielt auch darauf ab, soziale Kontakte zwischen den Schülern zu fördern und Ansprechpartner für allgemeine schulische Probleme wie Prüfungsangst zu bieten.
Ein weiteres Anliegen des Schülertrainings ist die Förderung von Integration. Dazu hatte der bisher einzige Sekiz-Standort in der Hermann-Elflein-Straße vermutlich noch nicht viel Gelegenheit, im Haus der Generationen hingegen dürfte dieser Anspruch aufgehen. „Im Schlaatz wohnen viele Kinder aus sozial schwachen Familien und Kinder mit Migrationshintergrund und es werden dann auch Schülertrainer mit Migrationshintergrund hier tätig sein“, so Tornow.
Einer der bislang 17 Schülertrainer ist Daniel Reißmann. Der 30-Jährige ist taub, aber nicht von Geburt an, kann also normal mit anderen reden und Lippenlesen. Er gehört zu den aktivsten Schülertrainern und bringt derzeit seinen SekizKollegen die Gebärdensprache bei, damit auch taube Kinder das Schülertraining nutzen können. Er hilft bei naturwissenschaftlichen Fächern und trainiert außerdem die Nationalmannschaft der Gehörlosen im Schwimmen. Erik Wenk
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