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Glaubt an das Ende der Auto-Ära. Verkehrsplaner Reinhard Giehler.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Tramtrassen statt Havelspange?

Stadtplanungschef Goetzmann informiert über die Verkehrsplanung in Potsdam

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Die Entlastung der Potsdamer Innenstadt vom Umlandverkehr ist seit Jahren Thema: Zusammengenommen 99 000 Fahrzeuge passieren die Schwerpunkte Lange Brücke und Humboldtbrücke pro Tag. Ein Maßnahmenpaket zur Regulierung des Verkehrs will die Stadt Ende Mai im sogenannten Stadtentwicklungskonzept (STEK) Verkehr vorstellen. Bei einem öffentlichen Gespräch am Dienstagabend informierten Stadtplanungschef Andreas Goetzmann und Reinhard Giehler, Verfasser des Verkehrsentwicklungsplans, rund 50 interessierte Potsdamer über die aktuelle Situation und Prognosen für die weitere Planung.

Die viel diskutierte „Havelspange“ stellt für Goetzmann dabei keine Ideallösung dar: Der mögliche dritte Havelübergang zwischen Caputh und Hermannswerder wäre mit der Verbindung der Bundesstraßen B1 und B2 zwar eine hilfreiche Ausweichtrasse bei Unfällen in der Stadt, brächte aber auch Nachteile. Zwar würde es auf der Zeppelinstraße und der Breiten Straße zu einer Verkehrsentlastung kommen, laut Goetzmann allerdings nur um rund zehn Prozent. Die Kosten für einen entsprechenden Ausbau der Havelspange lägen, sehr grob geschätzt, bei circa 25 Millionen Euro.

Diese Lösung ist bekanntlich seit Jahren umstritten, insbesondere in der Templiner Vorstadt, wo eine erhebliche Lärmbelastung befürchtet wird und sich bereits eine starke Bürgerbewegung formiert hat. Ein Teil der Verkehrsentlastung würde zudem auf die Straße am Neuen Palais umgeleitet werden. Vor allem wegen der geringen Entlastung sei die Havelspange keine Ideallösung, auch wenn es „die Havel rauf und runter keine Alternative für eine Trasse außerhalb der Innenstadt gibt“, so Goetzmann.

Seiner Ansicht nach werde es in Zukunft weniger darum gehen „neue Trassen zu finden, sondern den bis 2020 neu dazukommenden Verkehr – etwa 10 Prozent mehr als heute – auf andere Verkehrsmittel als das Auto umzulenken.“

Dass dies bereits passiert, zeige der enorme Zuwachs an Fahrradbenutzern in Potsdam, auch wenn die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs im Gegensatz dazu in den vergangenen Jahren leicht gesunken sei, so Reinhard Giehler. Zu den bis in das Jahr 2025 reichenden Szenarien, die im Verkehrsentwicklungsplan untersucht werden, gehören unter anderem eine neue Verkehrsführung im Bereich Leipziger Straße/Brauhausberg, der direkte Anschluss einer innerstädtischen Entlastungsstraße (ISES) an die Humboldtbrücke, eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung und Tramstrecken Richtung Nedlitzer Holz oder Golm.

Obwohl der Hauptverkehr auch in Zukunft weiter aus den südöstlichen Stadtgebieten kommen würde, werde der Verkehr aus dem Potsdamer Norden durch den Zuzug bis 2025 am deutlichsten im Vergleich zu heute ansteigen, so Giehler. Auch die Änderung des Mobilitätsart sei in den Szenarien berücksichtigt worden, denn: „Für die jüngere Generation hat das Auto nicht mehr den Stellenwert wie früher“, so Giehler. Giehler wies auch darauf hin, dass Berlin und Brandenburg auf Landesebene vor Kurzem eine gemeinsame Verkehrsplanung abgeschlossen hätten, die auch Auswirkungen auf Potsdam habe.Erik Wenk

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