Landeshauptstadt: Tränen beim Tierheim-Sommerfest
Stadtverordnete diskutierten mit Tierheim-Vertretern / Neubau beim TSV noch nicht vom Tisch
Stand:
Wildpark - Mit Tränen und Empörung reagierten Mitglieder des Tierschutzvereins Potsdam und Umgebung (TSV) auf die bekanntgewordenen Verwaltungspläne, das Tierheim am Wildpark zum Jahresende zu schließen und die Aufgaben ab Januar 2008 auf das Pfötchenhotel in Beelitz zu übertragen (PNN berichteten). Offen diskutiert wurde beim Sommerfest am gestrigen Sonntag zudem, ob die von der zuständigen Beigeordneten Elona Müller (parteilos) favorisierte Lösung in Beelitz dauerhaft sein muss oder nur eine Überbrückung bis zu einem Tierheim-Neubau durch den TSV darstellen könnte. Zwar zeigte sich zum Fest unter dem Motto „Lichtblicke“ kein Vertreter der Stadtverwaltung, jedoch kamen Mitglieder aller großen Stadtfraktionen, die heute Abend von Beigeordneter Müller selbst Details zum geplanten Vertrag mit dem Pfötchenhotel hören werden.
Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Hans-Jürgen Scharfenberg, will vor Abschluss des neuen Betreibervertrags mit dem Pfötchenhotel Beelitz einen Vergleich der verschiedenen Varianten: „Wir müssen die Beelitz-Idee einem möglichen Neubau gegenüberstellen“, so Scharfenberg. Ferner forderte er eine Beteiligung der Stadtverordneten an der Entscheidung, die jedoch nicht zwingend vorgeschrieben ist, weil es sich bei der Fundtierbetreuung um eine Pflichtaufgabe der Stadt handelt. SPD-Fraktionsvorsitzender Mike Schubert erklärte, er werde seinen Parteigenossen die Zustimmung des Verwaltungsvorschlags empfehlen. „Wir brauchen jetzt eine Lösung im Sinne der Tiere und nicht erst in zwei Jahren.“ Damit spielte Schubert auf Pläne des TSV an, selbst ein Tierheim zu errichten. Dessen Bauzeit würde aber mindestens 24 Monate betragen, wie TSV-Vorsitzender Niklas Wanke einräumte. Nichts desto trotz werde der Verein weiterhin an der Realisierung eines Neubaus festhalten. Die stellvertretende TSV-Vorsitzende Anja Schlichting ergänzte: „Wir brauchen kein Provisorium, wir benötigen einen zügigen Neubau. Bis dahin schaffen wir es auch am alten Standort“, glaubte sie.
CDU- und Grüne-Vertreter erklärten, sie stünden dem Verwaltungsvorschlag positiv gegenüber. Christdemokrat Horst Heinzel betonte jedoch auch, dass Potsdam ein Tierheim „gut zu Gesicht“ stehen würde. Grünen-Fraktionschef Peter Schüler erhofft sich von der „Überbrückungs-Entscheidung“, dass sich dadurch die Chance bietet, „in Ruhe eine optimale Lösung für Potsdam zu finden“.
TSV-Mitglieder, die 13 Tierheim-Arbeitskräfte sowie Ehrenamtlern sparten gestern nicht mit heftiger Kritik an den Plänen der Stadt: „Schäbig“ verhalte sich die Stadt zu ihren Tieren, erklärte die Berlinerin Ingeborg Rosenfeld, die drei Patenhunde betreut. Schon jetzt sei sie eine Stunde zum Tierheim unterwegs. „Wie soll ich als Rentnerin nach Beelitz kommen, um meine Lieblinge zu sehen“, sagt sie mit Tränen in den Augen. Auch für TSV-Mitglied Martina Kretschmann werde es schwer, Beelitz zu erreichen: „Ich habe in meiner Ein–Zimmer-Wohnung keinen Platz für meinen Patenhund Bruno“, sagte die Schlaatzerin. „Bis zum Pfötchenhotel zu fahren, kann ich mir nicht leisten. Das wird die Hölle, wenn ich ihn nicht mehr betreuen kann“, schluchzte sie.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: