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Etwas HELLA: Traritrara, die Post ist wieder da

Die Griechen sind erst einmal gerettet, die Gewerkschaft Cockpit verhandelt mit der Lufthansa, statt erneut zum Streik aufzurufen, und in den Briefkästen stecken wieder Briefe und Karten. Was bin ich darüber froh.

Stand:

Die Griechen sind erst einmal gerettet, die Gewerkschaft Cockpit verhandelt mit der Lufthansa, statt erneut zum Streik aufzurufen, und in den Briefkästen stecken wieder Briefe und Karten. Was bin ich darüber froh. Ist für mich die Post doch einer der letzten Garanten für Zuverlässigkeit und Ordnung. Bei Schnee und Eis bringt sie Nachrichten in die letzten Bergdörfer und bringt selbst zerfledderte Pakete noch an den glücklichen Empfänger, ohne dass etwas fehlt. Auch ich werde jetzt endlich wieder mit solch wichtigen Nachrichten beliefert wie: Mein Sohn solle sich endlich verkabeln lassen. Der wohnt zwar seit 25 Jahren nicht mehr bei mir, aber immerhin hat Kabel Deutschland festgestellt, dass es ihn gibt. Meine Bank teilte mir mit, dass ich 73 Euro Zinsen Gutschrift bekommen habe, hat das aber einen Tag später storniert. Es waren gar nicht meine Zinsen. Wäre die Post nicht angekommen, hätte ich das Geld womöglich leichtsinnig und sofort ausgegeben. Dann bekam ich noch die Aufforderung, irgendeinen Gewinn in Stuttgart abzuholen. Welch Glücksgefühl, ehe mir klar wurde, dass ich überhaupt nicht nach Stuttgart fahren will und dass das Ganze garantiert fauler Zauber ist. Der kurze Glücksmoment, plötzlich um 50 000 Euro reicher zu sein, war aber wunderbar und kostenlos. Zwischendurch steckte trotz Poststreik doch etwas im Briefkasten. Sie ahnen es: Werbung.

Und plötzlich erkannte ich: Der Poststreik war mir nicht nur wurscht, ich hatte ihn beinahe genossen. Man konnte sich Wichtiges viel schneller per Telefon oder E-Mail mitteilen und Honorare oder Geldsendungen gehen aufs Konto, ob sie nun per Post angekündigt werden oder nicht. Und trotzdem oder gerade deshalb überfiel mich die große Traurigkeit.

Wo sind sie hin, die schönen Zeiten, da man sich noch per Brief austauschte? Wie war das noch, als man Liebeserklärungen auf ganz eigene Weise machte und nicht als Smiley per SMS verschickte? Wo war sie hin, die Freude, dass auch mal ein ganzer Schwung Post im Briefkasten lag, weil die Stasi einfach nicht mit dem Lesen der privaten Mitteilungen hinterherkam? Da können die Nachrichtendienste von heute doch nur kichern. Aber – wie gesagt – wer schreibt denn noch wichtige Briefe?

Völlig ohne Briefpost und Ansichtskarten verläuft mein Leben aber immer noch nicht. Es gibt Freunde, die mir Urlaubskarten schicken und die auch mal einen schriftlichen Gedankenaustausch wagen. Deshalb lasse ich nach wie vor nichts auf die Post kommen und finde, dass die Briefkastenbefüller und die Paketbringer natürlich anständig bezahlt werden müssen. Diese Kolumne schicke ich jetzt allerdings per E-Mail an die Redaktion.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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