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Gedenken. Pfarrer Simon Kuntze und Rabbiner Naftoly Surovtsev.

©  A. Klaer

Landeshauptstadt: Trauergesänge zum Gedenken an Pogrome

Am 9. November haben Potsdamer auch an die Opfer der Pogrome gegen Juden vom November 1938 gedacht. Im Potsdamer Synagogenstreit gibt es weiterhin keine Einigung.

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Innenstadt – Es ist das Unfassbare, die menschliche Vorstellungskraft übersteigend, nicht gänzlich in Worte zu kleiden: „Wie kann man reden / mit Millionen Toten / frage ich mich.“ Diese Klage hebt an im Oratorium „Trauergesänge“, einem Werk des Komponisten Sergej Kolmanovsky, das am gestrigen Sonntag aus Anlass des 76. Jahrestages der Reichspogromnacht am Standort der alten Synagoge am Platz der Einheit als Video auf einer Leinwand aufgeführt wurde.

Es fehlten ihm die Worte, um zu beschreiben, was damals wirklich geschah, bekannte am Sonntag auch Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Noch immer niste sich stille Wut in ihm ein, wenn er an die Verbrechen denke, die von den Nationalsozialisten an Juden verübt wurden. „Es war der gewollte Krieg im eigenen Land“, sagte Jakobs. All jenen, die heute meinten, „damit haben wir Lebenden nichts mehr zu tun“, widersprach das Stadtoberhaupt auf der Gedenkstunde ganz entschieden. Der Holocaust sei ein Verbrechen, „das nicht und niemals vergehen wird“.

Jakobs war der einzige Redner beim diesjährigen Gedenken an die Reichspogromnacht, bei der im Jahre 1938 auch die Potsdamer Synagoge geschändet wurde. Stadtkirchenpfarrer Simon Kuntze, der die Veranstaltung leitete, begrüßte unter den zahlreich erschienenen Gästen neben dem Komponisten Sergej Kolmanovsky auch Brandenburgs Justizminister Helmuth Markov (Linke).

Der seit Jahren andauernde Streit um den Neubau einer Synagoge in der Landeshauptstadt spielte auf der Veranstaltung keine Rolle. Zuletzt schien immer noch keine Einigung in Sicht zu sein. Gleichwohl hat die neue rot-rote Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ausdrücklich vermerkt, man halte an dem Vorhaben fest, „in Potsdam den Bau einer Synagoge zu ermöglichen“. Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD), der auch in der neuen Landesregierung für die Verhandlungen zuständig sein wird, hatte zuletzt erklärt, frühestens werde wohl im Dezember eine Entscheidung fallen. Die drei jüdischen Gemeinden in Potsdam sind uneins über die Gestaltung des Gotteshauses, die Raumaufteilung und die künftige Trägerschaft. HC/HK

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