Landeshauptstadt: Traum FABRIKANTEN
JÖRG HAUSCHILD, 43istSCHNITTMEISTERund arbeitete jüngst an dem Film„Halt auf freier Strecke“Er wolle sich und seine Aufgabe nicht wichtiger machen als sie ist, aber das Schneiden eines Films dauere tatsächlich länger und sei ein wesentlich intensiverer Arbeitsprozess als die Drehphase. Sagt Jörg Hausschild, der als Berufsangabe das schöne altdeutsche Schnittmeister bevorzugt.
Stand:
JÖRG HAUSCHILD, 43
ist
SCHNITTMEISTER
und arbeitete jüngst an dem Film
„Halt auf freier Strecke“
Er wolle sich und seine Aufgabe nicht wichtiger machen als sie ist, aber das Schneiden eines Films dauere tatsächlich länger und sei ein wesentlich intensiverer Arbeitsprozess als die Drehphase. Sagt Jörg Hausschild, der als Berufsangabe das schöne altdeutsche Schnittmeister bevorzugt. Mit dem tatsächlichen Schneiden von Filmstreifen hat sein Tun heute nichts mehr zu tun; sein Arbeitsplatz ist voll digitalisiert. Das ging nach der Wende los, der an der HFF ausgebildete Tonmeister kam durch gemeinsame Projekte mit Kommilitonen, unter ihnen Andreas Dresen, mit denen er bis heute zusammen arbeitet, auf den Geschmack an der Arbeit eines sogenannten Cutters. Er besorgte sich nach der Wende die neue Technik und arbeitet seit 1993 freiberuflich für Filmteams.
Der Quereinstieg ist in dieser Branche nicht untypisch; seine Vorbildung als Tonmeister für einen Cutter oder Editor, wie Hauschild sich auch gern nennt, dabei durchaus vorteilhaft. Unbedingte Voraussetzungen: eine gute Allgemeinbildung und natürlich Ahnung von moderner Computertechnik. Außerdem ein Gespür für Musik. „Jeder Film hat irgendwo Musik, die mit dem Inhalt korrespondieren, die Emotionen rüberbringen muss. Außerdem funktioniert ein Film immer nach einem bestimmten Erzähl-Rhythmus, man braucht ein Gefühl für Einstellungen, Längen und Ereignisabfolgen“, sagt Hauschild, der in seiner Freizeit auch Gitarre und Geige spielt, oft mit den Kollegen Dresen und Axel Prahl. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Dresen begann 2001 mit „Halbe Treppe“, einer spontanen „Rockn’ Roll-Aktion“, wie er sie nennt, von denen es noch mehrere geben sollte. Ohne Drehbuch, nur mit einer groben Konzeption fährt das Team damals für die Dreharbeiten nach Frankfurt/Oder. Für Hauschild bedeutet das mehr Arbeit als sonst. Aus über 70 Stunden Rohmaterial muss er die 108 Minuten zusammenbasteln. Allein an der Szene der Vier am Kaffeetisch habe er „zwei ganze Tage dran rumgedoktert“: zweimal wurde gedreht, jedesmal etwa 40 Minuten, nur etwa drei Minuten blieben am Ende übrig. „So was ist schwer, denn da muss alles drin sein, alle Highlights, in sich stimmig und nicht zu lang.“
Seine Aufgabe sieht Hauschild vor allem darin, das Material zu verdichten und dabei allen Anforderungen gerecht zu werden, vor allen den Vorstellungen des Regisseurs. „Du bist am Ende Dienstleister – aber das muss ja nichts Schlechtes bedeuten.“ Aus einzelnen Puzzleteilen, Szenen, die isoliert gedreht wurden, deren Protagonisten schlimmstenfalls nichts miteinander zu tun hatten, muss ein stimmiges Ganzes entstehen. Das geht eigentlich nur, wenn Regisseur und Schnittmeister gut miteinander harmonieren. Bei Dresen und Hauschild ist das der Fall, nach „Halbe Treppe“ kamen unter anderem „Sommer vorm Balkon“ (2005), „Wolke 9“ (2008) und „Whisky mit Wodka“ (2009). Dresens letzter Film, „Halt auf freier Strecke“, ist wieder ein Improvisationswerk, Hauschild stets an der Stoffentwicklung beteiligt, die Arbeitsbereiche lassen sich schwer trennen. „Dresen braucht das kreative Chaos“, vermutet er.Steffi Pyanoe
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