Sport: Traum vom Bad nach dem Finale
Arne Maury aus Potsdam will bei den Paralympics den deutschen Handicap-Vierer zum Erfolg steuern
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Sollte er am Ende ins Wasser von Shunyi geworfen werden, wäre er nicht böse – im Gegenteil: Siegreiche Ruderer befördern ihre Steuerleute gern ins Wasser, und sollte Arne Maury am 11. September in selbigem landen, wäre er Paralympics- Sieger. Dann wäre der Steuermann von der Potsdamer Ruder-Gesellschaft (PRG) mindestens ebenso glücklich wie vor einem Jahr, als er mit dem Handicap- Vierer in München Weltmeister wurde und dem Deutschen Ruder-Verband bei den Heim-WM wenigstens einen Titel bescherte.
„Es wäre schon cool, wenn wir jetzt wieder mit Gold die Ehre des DRV ein bisschen retten könnten“, meint Arne Maury, der gestern mit der deutschen Paralympics-Mannschaft von Frankfurt/Main aus nach Peking flog. Dort wird der 24-Jährige bei seinen ersten Paralympics mit seiner Crew am 9. September versuchen, mit einem Sieg im Vorlauf gleich in das Finale zwei Tage später einzuziehen. „Das ist unser erstes Ziel. Ist das geschafft, wollen wir auch eine Medaille“, erklärt Maury. „Und natürlich träumt jeder von der goldenen.“
Um sich diesen Traum möglichst erfüllen zu können, hat der Handicap-Vierer daheim wieder viele Trainingskilometer heruntergespult; zuletzt in Breisach, wo Coach Klaus-Dieter Günther wohnt. Günther, von seinen Schützlingen nur bei seinem Spitznamen „Epfel“ gerufen, übernahm das Training nach dem Weltcup in Juni in Poznan, nachdem der bisherige Nationalcoach Ulrich Schönbach aus Hannover wegen Differenzen mit dem DRV gehen musste. Ansonsten blieb alles wie bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr. Vor Arne Maury agiert die sehbehinderte Susanne Lackner (29) aus Vilshofen als Schlagfrau, und auf den Rollsitzen hinter ihr rudern Michael Sauer – der unterschenkel-amputierte Arzt aus Ludwigshafen ist mit 50 Jahren der Älteste im Boot –, der an beiden Beinen spastisch gelähmte Marcus Klemp (26) aus Ribnitz-Damgarten sowie schließlich Kathrin Wolff (31) aus Neufinsing, die wegen eines verkümmerten Beins eine Ortese trägt. Dieses Quintett gewann bei den WM in München-Oberschleißheim WM-Gold vor Großbritannien und Kanada.
Vor den Briten, die sich daheim sehr professionell auf die Paralympics vorgereiten konnten und beim diesjährigen Weltcup in Poznan vor den Deutschen ins Ziel kam, hat Arne Maury den größten Respekt. „Die sind wieder ganz stark“, glaubt der Potsdamer. „Wie die übrige Konkurrenz drauf ist, wissen wir noch nicht. Da müssen wir die Vorläufe in Peking abwarten.“ Dass Gastgeber China in seiner Bootsklasse – wie in so mancher Sportart – plötzlich zum Geheimfavoriten avancieren könnte, glaubt er nicht: „Bei den WM sind die Chinesen auf Platz zehn gelandet. Es wäre schon erstaunlich, wenn sie jetzt ganz vorn auftauchen sollten.“
Er selbst und sein Team gehören dagegen zu den großen Favoriten. „Wir sind auch sehr gut drauf“, sagt der Steuermann, der seit 1997 bei der PRG aktiv ist und in der Teltower Firma Wiehn-Elektrobau im Winter seine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik beenden wird. „Die Firma unterstützt mich sehr und stellt mich immer zum Training und zu den Wettkämpfen frei“, erzählt Arne Maury. 2002 wurde er Junioren-WM-Dritter mit dem Zweier, ehe er zu den Handicap-Ruderern wechselte und in den beiden folgenden Jahren Vierer zu zweimal WM-Silber steuerte. Nach dem Weltmeisterschafts-Triumph von 2007 will er mit seiner Crew nun auch bei den Paralympics erfolgreich sein. Und am liebsten nach dem Endlauf ins Wasser geworfen werden.
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