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Grüne Oase im Platten-Kiez: Schüler der Grundschule am Humboldtring genießen die Sonne auf der frisch erweiterten Streuobstwiese. Deren Früchte bereichern die Küche der Einrichtung, die Wiese selbst dient aber auch dem Unterricht.

© Andreas Klaer

Von Heike Kampe: Träumen unter Bäumen

Die neue Streuobstwiese der Grundschule am Humboldtring ist Lebensraum, Ruheoase und Lernort

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Zentrum-Ost - Vom Schulhof aus führt ein schmaler Weg durch die Hecke, und schon steht man mittendrin: Im 3000 Quadratmeter großen Schulgarten der Grundschule am Humboldtring, einer kleinen, grünen Oase inmitten des Wohngebietes Zentrum-Ost. Auf den Beeten wachsen Kartoffeln und Zwiebeln. Die jungen Kürbispflanzen sind noch in Töpfen und sollen später von den Kindern in die Erde gepflanzt werden. Alte und junge Obstbäume stehen auf einer kleinen Streuobstwiese.

Die Grundschule, die sich mit dem Titel „Umweltschule Europas“ schmücken darf, arbeitet schon „jahrelang umweltorientiert“, erklärt Schulleiterin Marion Lüdtke. Im Rahmen des Programms „Öko-Smart“ wird etwa das Bewusstsein für Energieverbrauch geschärft. „Wir gehen auch mal in den Keller und zeigen den Schülern den ratternden Stromzähler“, erzählt Romana Hanke. Die Lehrerin für Naturwissenschaften hat als Umweltkoordinatorin die Fäden der zahlreichen Projekte in der Hand, die den 250 Grundschülern Wissen über Natur, Klima und Energie vermitteln. Dazu zählt das Schöpfen von neuem Papier aus Altpapier ebenso wie die biologische Bewirtschaftung des Schulgartens oder das Sammeln alter Batterien. Die von Schülern gebildeten Energiespar-Teams achten darauf, dass richtig gelüftet wird und kein Licht unnötigerweise brennt.

Das jüngste Vorhaben, das Romana Hanke mit ihren Schülern und der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher Eltern umsetzen konnte, war das Anlegen einer Streuobstwiese. Sechs neu gepflanzte Obstbäumchen erweitern nun seit März den Obstbaumbestand im Schulgarten. Die Blüten der neuen Apfel-, Kirsch-, Pflaumen- und Birnbäume bringen nicht nur Abwechslung in den Speiseplan der Bewohner des Insektenhotels. Ihre Früchte werden in der Schulküche in leckeren Obstsalat, in Kompott oder auch Marmelade verwandelt. Denn das, was die Kinder im Garten ernten, verarbeiten sie auch. Neben Pellkartoffeln zählen selbstgemachtes Popcorn und geröstete Kürbiskerne zu den Favoriten.

Das Schulgartengelände wird durch die Streuobstwiese auch zu einer Ruheoase für Kinder, die ihre Pausen still verbringen möchten. Den Trubel auf dem Schulhof hinter sich lassen, eintauchen in den Garten, sich unter einen Baum legen und lesen oder träumen – diese Möglichkeiten gibt es nun in dem für die Kinder frei zugänglichen Areal.

Neben einem Ruhe- ist der Schulgarten jedoch vor allem ein Lernort. Hier lernen die Kinder nicht nur, wo die Lebensmittel herkommen und wie man aus ihnen eine leckere Mahlzeit zubereitet. Sie lernen auch zu planen. „Wir können nicht heute alles ernten und morgen alles aufessen“, sagt Romana Hanke. Kartoffeln, Äpfel und Möhren müssen im Schuppen eingelagert werden. So kann man auch im Winter noch in einen knackigen Apfel beißen. Es muss ja nicht immer die weitgereiste Ananas aus Übersee sein. Dass alles seine Zeit und seinen Rhythmus hat, dass das Leben in der Natur nach den Jahreszeiten ausgerichtet ist – das können die Kinder hier hautnah erleben.

Jedes Jahr im Herbst, wenn alle Früchte geerntet sind und der Garten zur Ruhe kommt, wird ein Herbstfest gefeiert. Ein Stand wird aufgebaut, auf dem die Ernte stolz präsentiert wird. Kiepen mit Möhren, Äpfeln und Zwiebeln, Kisten mit Kartoffeln und geschnitzte Kürbisgesichter sind dann zu begutachten. Dass Kindern selbst zubereitetes Essen oft besser schmeckt – erst recht, wenn die Zutaten aus eigener Ernte stammen – bewahrheitet sich auch auf dem Erntefest: „Beim ersten Mal haben wir nur einen ganz kleinen Topf Kürbissuppe gekocht, weil wir nicht dachten, dass die Kinder das mögen würden“, erzählt Romana Hanke. Mittlerweile werden jedes Jahr drei große Töpfe Suppe gekocht – und auch gegessen.

Es gibt noch reichlich Ideen für die Gestaltung des Schulgartens: Sitzgelegenheiten aus Holz sollen gebaut, Hochbeete zum Anbau von Radieschen und Schoten angelegt werden. Sogar ein Bienenvolk könnte heimisch werden und für die Bestäubung der Obstbäume sorgen. Eine Weidenjurte steht ebenfalls ganz oben auf der Liste, aber „da fehlt uns noch der richtige Partner“, so Romana Hanke.

Heike Kampe

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