Potsdam: Traumjob Suppenküche
Detlef Haupt ist neuer Chefkoch der Suppenküche, die bei ihrer Weihnachtsfeier reich beschenkt wurde.
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Innenstadt - Die Suppenküche Potsdam ist beliebt: Auf 45 Gäste war die gestrige Weihnachtsfeier eigentlich begrenzt, insgesamt fanden sich aber rund 100 Besucher in der sozialen Einrichtung auf dem Gelände der Stadtverwaltung ein. Es war die erste Weihnachtsfeier in den neuen Räumlichkeiten, die nach dem Umzug am 30. September eröffnet wurden.
Und noch etwas ist neu: der Küchenchef. Seit dem 15. Oktober trägt Detlef Haupt die Verantwortung für das leibliche Wohl seiner Gäste in der Suppenküche. „Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden“, sagt der 45-Jährige. Nicht ganz optimal sei die Übernahme der Küche gelaufen: Es habe keine richtige Übergabe mit dem früheren Küchenchef gegeben, so Haupt: „Da wurde ich ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen. Aber mittlerweile komme ich gut zurecht.“
Für den gebürtigen Potsdamer geht mit dem neuen Job ein Traum in Erfüllung. Er habe sich schon seit Längerem sozial engagieren wollen und hatte geplant, in einem Kinderheim zu kochen. Doch dann sah er die Annonce der Suppenküche, die auf der Suche nach einem neuen Küchenchef war: „Es wurde nach jemandem gesucht, der kochen, Menschen führen und mit Geld umgehen kann“, so Haupt. Das passte: Haupt hat seine Kochausbildung in Potsdam gemacht, war danach viele Jahre Verpflegungsoffizier in der Armee und arbeitet bis heute nebenberuflich als selbstständiger Vermögensberater.
Bei der gestrigen Weihnachtsfeier hatten er und seine Mitarbeiter viel zu tun: Büfett herrichten, Grünkohl kochen, Geschenke entgegennehmen. Richtig, zu einer Weihnachtsfeier gehören Geschenke, und davon gab es einige: Potsdams Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) überbrachte einen Scheck in Höhe von 400 Euro – für eine Kippbratpfanne, die das Kochen für viele Gäste erheblich erleichtert. „Das war ein Wunsch der Mitarbeiter hier, und zu Weihnachten darf man sich ja etwas wünschen“, so Müller-Preinesberger.
Auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg drückte Detlef Haupt ein großes Geschenk in die Hände: eine Stereo-Anlage. Vor einigen Jahren, als sich die Suppenküche noch in der Lindenstraße befand, hatte die Linkspartei der Einrichtung eine solche Anlage spendiert, die wenig später gestohlen wurde. Das war noch nicht alles: Das Umzugsunternehmen Plischka sponsert zu den Feiertagen 100 Entenkeulen für die Suppenküche. Zu guter Letzt überreichte Pfarrerin Susanne Weichenhan noch 300 Euro Spenden aus der St. Nikolai-Gemeinde, nachdem sie mit den Anwesenden „O Tannenbaum“ angestimmt hatte.
Bei den Besuchern kam das gut an: „Ich bin ganz schön beeindruckt von den vielen Spenden“, sagte Karina Kokolski. Die Ketzinerin freute sich auch, dass die Suppenküche wieder an ihrem alten Standort sei: „In der Benkertstraße konnte ja nicht gekocht werden, es gab nur Catering.“ Zwei Jahre lang hatte die Einrichtung übergangsweise ins Holländerviertel umziehen müssen, da das alte Gebäude mit Formaldehyd belastet war. Auch Detlef Nickel findet den neuen alten Standort gut: „Das Essen und die Kleiderkammer sind sehr gut“, lobt der 49-jährige Potsdamer, der seit 21 Jahren auf der Straße lebt und fast jeden Tag zur Suppenküche kommt. „Die Benkertstraße war nicht so mein Fall, da gab es keine Duschen.“
Seit der Neueröffnung sind die Besucherzahlen gestiegen: „Wir haben ungefähr 30 bis 40 Gäste pro Tag, und es werden fast täglich mehr“, so Detlef Haupt. „Die Gesellschaft hier ist größer geworden“, bestätigt auch Angelika Budnick, die regelmäßig zur Suppenküche kommt. Die Weihnachtsfeier gefalle ihr sehr gut: „Das haben die Mitarbeiter hier wunderbar gemacht!“ Auch für den neuen Küchenchef hat Budnick ein gutes Wort übrig: „Der ist ganz in Ordnung.“ Erik Wenk
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