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Der Malteser Treffpunkt Freizeit muss sich einen neuen Geschäftsführer suchen. Nach den Querelen um das Kindermusiktheater Buntspecht hat der frühere Chef André Martin zugunsten eines neuen Jobs die traditionsreiche Freizeitstätte verlassen. Welche neue Stelle er antritt, ließ der 43-Jährige gestern offen.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Treffpunkt Freizeit-Chef gibt auf

André Martin sieht seine Arbeit „torpediert“, übt aber auch Selbstkritik / Nachfolge ungeklärt

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Nauener Vorstadt - Der Malteser Treffpunkt Freizeit muss erneut einen personellen Umbruch verkraften. Nach etlichen Querelen und nur zwei Jahren im Amt hat der bisherige Geschäftsführer des traditionsreichen Hauses, André Martin, seine Tätigkeit aufgegeben – „um mich wieder einer Sinn stiftenden Arbeit zu widmen“. So schreibt es der 43-Jährige nun in einem offenen Brief an Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller.

Martins Arbeit im Treffpunkt hat bereits am 1. Oktober geendet. Die kommissarische Leitung liegt nun in den Händen von Elisabeth Tänzler, die für das pädagogische Konzept der Freizeitstätte verantwortlich ist und es schon früher geleitet hat. Nach dem Weggang von Martins Vorgängerin Bettina Al Talab – sie verließ den Treffpunkt „aus persönlichen Gründen“ ebenso nach zwei Jahren – wird laut den Maltesern nun wieder ein Chef gesucht.

Seine Entscheidung begründete André Martin gegenüber den PNN gestern „mittelbar“ mit den Streitigkeiten, die es in seiner Zeit als Geschäftsführer mit dem Kindermusiktheater „Buntspecht“ und dessen langjähriger Leiterin Margitta Burghardt gegeben hatte. Der Entschluss stehe bereits „seit vielen Monaten“ fest. „Ich bin zu der Einsicht gekommen, dass ich im Treffpunkt nicht frei agieren kann, weil Altlasten den Weg vom Pionierhaus zu einem offenen und modernen Angebot blockieren – darauf hatte ich keinen Einfluss“, sagte Martin.

Der Konflikt war im Winter vor einem Jahr in die Schlagzeilen geraten. Damals hatten Eltern massiv gegen Martin protestiert und unterstellt, er wolle das Theater abwickeln. Besonders ein Potsdamer Anwalt überzog Martin mit Vorwürfen. Seitdem galt das Vertrauensverhältnis als zerstört. Auch gestern warf Martin bestimmten Mitgliedern des Fördervereins Buntspecht eine „Kampagne“ und sogar „Kindeswohl gefährdende Aktionen“ vor. Inhaltlich dreht sich der Streit besonders um verschiedene Philosophien von Kindertheater: So vertrat Martin einen mehr sozialpädagogischen Ansatz, der den Weg zum Theaterstück in den Mittelpunkt rückt. Den Eltern ging es mehr um kunstvolle Auftritte.

Derzeit wird darüber verhandelt, wie das Theater ab kommendem Jahr einen neuen Träger erhalten kann, das Bürgerhaus am Schlaatz ist dafür im Gespräch. Strittig ist dabei, welche Zuwendungen dann an einen neuen Träger fließen könnten. Die Stadtverwaltung fördert den Treffpunkt derzeit mit 392 000 Euro jährlich. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen warf Martin der Stadtverwaltung vor, sich für „durchsichtige Interessen tonangebender Vertreter“ des Fördervereins „vor den Karren spannen zu lassen“. Diesen Vorwurf wollte Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern nicht kommentieren: „Der Brief spricht für sich.“

Trotz des Dauerstreits in seiner Amtszeit sieht Martin seine Bilanz positiv. Er habe neue Projekte „auf den Weg gebracht“, etwa das Familienprofil des Treffpunkts geschärft und den Hort der Marienschule an das Haus binden können. Auch seien Stellen geschaffen und neue „hoffnungsvolle“ Mitarbeiterinnen gewonnen worden, so Martin. Damit sei der Umsatz des Hauses verdoppelt worden, ohne allerdings aber das chronische Defizit des Hauses ausgleichen zu können. Im Januar hatten die Malteser von bis zu 50 000 Euro Verlust im Jahr gesprochen. Gleichzeitig konstatierte Martin, dass die Querelen die Arbeit und die Kreativität im Team „torpediert“ hätten. Martin fügte hinzu: „Ich war nicht in der Lage, diese Probleme in geeigneter Weise zu lösen.“ Insgesamt vermisse er in dem Haus noch den „Aufbruch hin zu den Bedürfnissen der Potsdamer“.

Der Treffpunkt Freizeit wurde nach seiner drohenden Schließung 2001 von den Maltesern übernommen. Bis Herbst 2006 wurde das Haus Am Neuen Garten zwei Jahre lang saniert, danach hatte es mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen.

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