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Von Alexander Fröhlich: Treppauf, treppab Streit ums Schloss

Landtagsneubau sorgt erneut für Ärger, weil die Pläne von Architekt Kulka für Knobelsdorffs Treppenhaus vom Original abweichen

Stand:

Im Landtagsneubau ist es die einzige Erinnerung an das historische Interieur in Knobelsdorffs früherem Potsdamer Stadtschloss – und zugleich das zentrale Element des Haupteingangs im Schlossinnenhof auf dem Weg zum Plenarsaal des Landtags: Die Treppe soll „Übergang und Bindeglied zwischen historischer Hülle und modernem Innenleben“ bilden. Doch die Pläne von Architekt Peter Kulka weichen deutlich von der vereinbarten Rekonstruktion des Treppen-Vorbildes ab. In einem, den PNN vorliegendem Schreiben Kulkas an den Landtag von Mitte Juni ist nur noch von einem „frei nach Knobelsdorff wieder hergestellten“ Treppenhaus die Rede.

Dabei hatte 2009 der damalige Finanz- und heutige Innenminister Rainer Speer (SPD) den Bau im historischen Original angekündigt. Doch von Kulka vorgestellte Computeransichten zeigen etwas anderes und stehen nach Ansicht der CDU–Fraktionschefin im Landtag, Saskia Ludwig, im Widerspruch zu früheren Ministeriumsangaben. „Es scheint so, dass die historischen Elemente jetzt wieder in Abrede gestellt werden sollen“, kritisierte sie.

Das Treppenhaus soll jetzt nur noch dem Original „weitgehend angenähert“ werden, heißt es in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion. Ansonsten würden sich Form und Lage der Treppe, der Grundriss des Raums, die Kuppel samt sechs ovalen Fenstern, Skulpturen, Reliefs und Trophäen an das Vorbild halten. Aber selbst davon weicht Kulkas Präsentation ab: die Fenster sind rechteckig, die Kuppel ist weniger oval als im Original. Auch gibt es keine Einigkeit zum Baumaterial, früher weißer Marmor für die Treppe, grüner schlesischer Marmor und weiße Pilaster für die Wände. Hans-Joachim Kuke von der Initiative „Mitteschön“ fordert, „wenigstens in diesem Raum sollte das Land eine komplette Rekonstruktion wagen“.

Das Land hat seine Probleme mit Kulka und der bauausführenden BAM Deutschland AG. In Regierungskreisen und im Landtag ist von schwierigen Gesprächen die Rede. Zuletzt hatte es seit Juni hinter den Kulissen Auseinandersetzungen um den neuen Plenarsaal gegeben. Architekt Peter Kulka hatte dem Landtagspräsidium neue Entwürfe vorgelegt, die vom ursprünglichen Siegerentwurf für einen hellen und Licht durchfluteten Saal abweichen. Es könne ein Saal entstehen, der nicht „der vereinbarten architektonischen Qualität“ entspricht, hieß es aus dem Präsidium. Bis zur nächsten Sitzung soll Kulka seine Entwürfe nachbessern. Auch beim alten Marmorsaal, dem Foyer, in das man auf dem Weg von der Knobelsdorff-Treppe in den Plenarsaal gelangt, zeichnen sich Differenzen ab. Nach PNN-Informationen ist dieser Raum geschrumpft worden, was den Verantwortlichen im Land Kopfzerbrechen bereitet. Denn für im Foyer vorgesehene Empfänge dürfte es dort zu eng werden.

Daneben werden immer neue Details zum Landtagsneubau bekannt, der bis 2013 für 120 Millionen Euro in öffentlich-privater Partnerschaft (PPP) von der BAM Deutschland AG errichtet und 30 Jahre betrieben wird. Durch die Verlegung der Tiefgarageneinfahrt in die künftige Humboldtstraße außerhalb des Baufeldes – offizieller Grund ist die historische Fassade – sind Mehrkosten von 750 000 Euro entstanden. Das hat jetzt die Landesregierung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion mitgeteilt. Allein für die Stadtwerke sind es 250 000 Euro, für die Telekom eine halbe Million Euro. Übernommen hat der Sanierungsträger Potsdam die Neuordnung der Leitungen. Die Stadt hatte bereits Jahre zuvor bewusst alle Leitungen für Strom, Wasser und Abwasser außerhalb des Schlossgrundrisses unter die Erde gebracht. 2003 förderte das Land dies mit Hilfe von EU und Städtebauförderung mit 5,9 Millionen Euro. 2008 kamen für den Umbau des Schlossvorfeldes 2,5 Millionen Euro aus dem Hauptstadtvertrag hinzu.

Offen ist, wann die Stadt die Baufreigabe komplett erteilt und ob der Termin zur Fertigstellung des Landtags Ende 2012 eingehalten werden kann. Die BAM hatte gegen Vorgaben zu archäologischen Untersuchungen an der Kutschenvorfahrt in der Ende März erteilten Baugenehmigung Widerspruch eingelegt. Nach Gesprächen zeigt sich das Finanzministerium aber „zuversichtlich, dass die Baufreigabe nun kommt“. Bislang gab es nur Gründungsarbeiten. Die Untersuchungen würden sich „zeitlich niederschlagen“, hatte die BAM mitgeteilt. Aus dem Finanzministerium hieß es dagegen: „Wir verhandeln mit dem Bauträger, was das für die Fertigstellung heißt. Das könnte aufgeholt werden.“ Bis zum Herbst soll ein neuer Fahrplan feststehen.

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