LEIPZIGER BUCHMESSE: Treppensteigen
LEIPZIGER BUCHMESSE Was geht einem wohl am Ende durch den Kopf, bevor sich zum allerletzten Mal die Augen schließen? Lucas denkt daran, dass er 1914 geboren wurde und dass er im Krieg war.
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LEIPZIGER BUCHMESSE Was geht einem wohl am Ende durch den Kopf, bevor sich zum allerletzten Mal die Augen schließen? Lucas denkt daran, dass er 1914 geboren wurde und dass er im Krieg war. Und dass er jetzt gerne Schokolade essen würde. So einfach ist der Tod hier: gelassen, ohne Angst. Das Schönste, an das sich Lucas erinnert, ist, wie seine Frau Rosa in die Straßenbahn stieg. Er liebte Rosa, die nach Suppe roch. Und er liebt die Achttausender. Deshalb spielt er auch immer mit seiner Schwester Maria beim beschwerlichen Treppensteigen hinauf in die gemeinsame Wohnung den Aufstieg auf seinen Lieblingsgipfel, den Shisha Pangma. Als Lucas nach einem Krankenhausaufenthalt zurückkehrt – nicht ohne sich vorher von der Klimaanlage, den Feuerlöschern und Krankenschwestern mit ihrer „Radiergummipersönlichkeit“ zu verabschieden –, treffen sie auf Marcos, einen jungen Straßenmusiker, der sich in ihrem Zuhause einquartiert hat. Weil die kleine WG so wunderbar funktioniert, weil Marcos und Lucas Freunde werden, darf Marcos bleiben. Auch Maria, „deren Herz so hart ist wie der Knochen eines Gnus“, mag ihn. Mit leichter Hand erzählt der baskische Autor in seinem Debütroman von kleinen Unfällen und großen Krisen. Unai Elorriagas poetischer Ton ist traumsicher, seinen Figuren begegnet er mit ironischem Respekt. Patricia Wolf Unai Elorriaga: Lucas oder Der Himmel über Nepal. Roman. Aus dem Spanischen von Karl A. Klewer. Schöffling & Co, Frankfurt/M. 192 Seiten. 17,90€.
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