Landeshauptstadt: Trialog der Kulturen
Interreligiöses Projekt am Mendelssohn Zentrum
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Bislang gibt es für das neue Projekt nicht viel mehr als eine Mappe mit Karikaturen und Köpfe voller Ideen und Konzepte. Denn die morgen anstehende Entscheidung, ob Potsdam sich im nächsten Jahr als „Stadt der Wissenschaft“ feiern kann, wird auch das Projekt „Synagoge–Kirche–Moschee“ beeinflussen, mit dem sich das Moses Mendelssohn Zentrum an der städtischen Bewerbung beteiligt hat. Schon jetzt steht allerdings fest, dass das Projekt in jedem Fall kommt – unabhängig davon, ob Potsdam morgen den Zuschlag bekommt. Offen ist aber, welchen Umfang die Umsetzung haben soll – und darf.
„Die Idee tragen wir schon lange mit uns herum“, sagt Dr. Elke-Vera Kotowski vom Moses Mendelssohn Zentrum. „Wir haben bislang nur auf den richtigen Moment gewartet.“ Synagoge–Kirche–Moschee: Der Name des angedachten Konzeptes ist Programm. Ein interreligiöser Dialog ist geplant, der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei monotheistischen Weltreligionen aufspüren soll. Einen „Trialog der Kulturen“, nennt Elke-Vera Kotowski das Projekt, dessen Anliegen unter anderem ist, Geburt und Tod als selbstverständlichen Bestandteil des Lebens zu zeigen. Dazu möchte sie vor allem die Zeremonien anschaulich machen, mit denen Christentum, Judentum und Islam ihren Glauben manifestieren. Denn gerade daran könne man sehen, wie ähnlich sich die drei in der Erfüllung der menschlichen Grundbedürfnisse seien. Die Suche nach Halt ist laut Kotowski, was die Menschen aller Religionen an ihrem Glauben festhalten lässt, bewusst oder unbewusst.
Solchen Parallelen, und nicht etwa bestehenden Diskrepanzen, will Kotowski mit ihrem Projekt besondere Aufmerksamkeit schenken: „Das Verbindene ist uns wichtiger als das Trennende.“ Sie möchte zeigen, dass die drei monotheistischen Religionen einander bedingen. Als Beispiel nennt sie die Schlüsselgestalt Abraham. Ohne ihn ist keine der drei Religionen denkbar: Im christlichen und islamischen Glauben wird er als Stammvater verehrt. Der Ausspruch „Wir glauben an einen Gott“ – in Lateinisch, Hebräisch und Arabisch – gibt den Ansatz des Projektes vor. Mit dem Pumpwerk als „Moschee“ und dem geplanten Wiederaufbau einer Synagoge biete Potsdam zudem beste Voraussetzungen für den Trialog.
Wie bei vergangenen Projekten des Moses Mendelssohn Zentrums werden auch hier Studenten wesentlich beteiligt sein. Und nicht nur Experten sollen angesprochen werden. Im Gegenteil. Vor allem gehe es darum, die Potsdamer zu gewinnen. „Wir wollen nachvollziehbar sein, kulturelle Rituale in einer Weise beleuchten, die zu einem Aha-Effekt beim Publikum führt“, sagt Elke-Vera Kotowski. „Auf keinen Fall Forschung im Elfenbeinturm!“ Gerade, weil sie auch Kinder und Jugendliche erreichen will, sei eine „attraktive Vermittlung“ wichtig. Zwar wird es auch Vorträge und eine Broschüre geben. Wichtiger aber sei, mit dem Projekt auch in Schulen zu gehen, Rituale erlebbar zu machen, zu Gottesdiensten einzuladen. Berührungsängste, gerade bei fremden Religionen oft spürbar, sollen so abgebaut werden.
Vieles ist noch offen bei der Planung, darunter auch Umfang und Kosten. Um dazu Angaben machen zu können, müsse die Entscheidung abgewartet werden. Dann aber werde man sich in die genauere Planung stürzen.Lena Schneider
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