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Landeshauptstadt: Trick mit Physik

Wie man mit Zaubertricks beeindrucken kann, lernen Exploratoriums-Besucher in einem neuen Kurs

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Pola traut dem Frieden nicht. „Da läuft ja was raus“, sagt das Mädchen mit der roten Mütze, als sie ihr Wasserglas umgekippt in der Hand hält. Sie guckt skeptisch und stützt mit ihren Fingerspitzen ganz sacht das Papierblatt unter dem Glas. Zu ihrer Überraschung bleibt das Wasser dann aber wirklich „gefangen“ – genau wie Axel Werner es vorausgesagt hatte. „Ich hab gedacht, es fliegt gleich alles raus“, gesteht die neunjährige Berlinerin später.

Pola war gestern mit ihrer Klasse von der Kreuzberger Nürtingen-Grundschule zu Besuch im „Exploratorium“ in der Wetzlarer Straße. In der „wissenschaftlichen Mitmachwelt“ nahm sie an einem neuen Experimentierkurs teil: Unter dem Motto „Zauberei unter Druck“ erklärte Axel Werner, der Kurator des Exploratoriums, wie man Gäste mit Zaubertricks überraschen kann. Noch bis zum 1. Februar soll der halbstündige Spezialkurs angeboten werden.

„Gute Zauberer müssen sich mit Physik auskennen“, erklärt Werner, selbst promovierter Physiker: „Sie wissen genau, was sie uns zeigen und was nicht.“ Wenn man etwa mit einer Flasche Luft eine Kerzenflamme „ausgießen“ kann, dann muss man diese Flasche vorher gut präparieren.

Wie das geht, erklärt Werner den Kindern dann Schritt für Schritt. In einer zweiten Flasche wird über eine ordentliche Prise haushaltsübliches Natron eine Lauge aus Wasser und Zitronensäure gekippt. Wenn es dann zu schäumen beginnt, stülpt man einen Luftballon über die Flasche, der sich von selbst füllt: „Mit Kohlendioxidgas“, erklärt Axel Werner: „Das entsteht bei jeder Verbrennung und ist schwerer als Luft.“ Den Inhalt des Luftballons lässt er nun vorsichtig in die erste Flasche ab: „Man könnte die Flasche jetzt verschließen und tagelang aufbewahren“, sagt Werner: „Das Gas bleibt drin.“

Und dieses Gas sorgt auch dafür, dass die Flamme erlischt, wenn man die Flasche über einer Kerze „ausgießt“. „Die Kerze braucht frische Luft und Sauerstoff zum Atmen“, erklärt Axel Werner. Das Kohlendioxidgas aber sei „wie verbrannte Luft“.

Insgesamt sechs solcher Zauber-Experimente haben Werner und seine Kollegen vorbereitet. „Wenn man die versteht, versteht man schon eine ganze Menge von seiner Umwelt“, glaubt der Exploratoriums-Chef. Physik finde schließlich nicht im Physikraum statt, „sondern im wirklichen Leben“, sagt er.

Bei Pola ist nach der halben Stunde jedenfalls etwas Physik hängen geblieben. Den Trick mit dem Wasserglas habe sie zwar „irgendwo schon mal gesehen, aber noch nie ausprobiert“, sagt die Neunjährige. Warum das Wasser im Glas bleibt? „Das ist wegen diesem Luftdruck“, weiß die Berlinerin nun. Mit bis einem Kilogramm pro Quadratzentimeter drücke die Luft gegen das Papier, hatte Axel Werner erklärt. Im Umkehrschluss bedeute das, dass dadurch eine Wassersäule von bis zu zehn Metern gehalten werden kann: „Erst beim elften Meter fällt es runter.“ Jana Haase

Der Zauberei-Experimentierkurs zum Unkostenbeitrag von 3 Euro wird noch bis 1. Februar 2009 im „Exploratorium“ in der Wetzlarer Straße 46 angeboten. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 8.30 bis 18 Uhr, Freitag 8.30 bis 19 Uhr, an den Wochenenden 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 4,80 Euro für Kinder, 6,60 Euro für Erwachsene. Für Familien und angemeldete Gruppen gibt es Ermäßigungen.

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