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Landeshauptstadt: Trip in die Tropen

Potsdams Oberbürgermeister fliegt ins ostafrikanische Sansibar. Das soll die Partnerschaft voranbringen

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Jeden Tag wird es früher dunkel. Es regnet häufig und der Himmel ist grau. Herbstzeit an der Havel. Während in Potsdam Temperatur und Blätter fallen, macht sich eine Delegation unter Führung von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Samstag auf die Reise ins tropische Sansibar. Dort verspricht der Wetterbericht für die kommende Woche schwülwarme 30 Grad mit gelegentlichen Gewitterschauern.

Eine Urlaubsreise wird es für die Teilnehmer aber nicht werden. Der Rathauschef und seine Begleiter haben ein volles Programm vor sich. Die Partnerschaft zwischen Potsdam und Sansibar Town soll vertieft werden. Dazu werden Jakobs und sein Amtskollege Lord Mayor Khatib Abdulrahaman Khatib eine Deklaration zur Klimapartnerschaft unterzeichnen. Mit Jakobs gehen unter anderem Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs und Steffen Tervooren aus dem Umweltamt der Stadtverwaltung auf die Reise. 11 400 Euro kostet der Trip die Stadtkasse.

Anlass ist der Beginn der Sanierung des zentralen Festplatzes der 230 000- Einwohner-Stadt. Der steht bei den immer häufigeren Starkregenfällen regelmäßig unter Wasser. „Durch den Klimawandel kommt es zu höheren Tideständen, die gegen die Entwässerungsrohre drücken. Dadurch kann es vor allem in der Regenzeit zu Überschwemmungen des Platzes kommen, die nicht mehr abfließen“, sagte Cordine Lippert von der Potsdamer Koordinierungsstelle Klimaschutz am Mittwoch. Die Potsdamer wollen nun bei der Beantragung von Sanierungsgeldern bei der Weltbank behilflich sein. Außerdem bringt die Delegation auch Geld mit, um den Platz kurzfristig zu verschönern: Für 60 000 Euro soll es neue Abfallbehälter, Sitzbänke, Solarlaternen und 15 bis 20 neue Bäume geben. 90 Prozent davon zahlt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, den Rest übernimmt Potsdam.

Sansibar und Potsdam haben nicht nur die Folgen des Klimawandels gemeinsam, sondern auch den Status als Weltkulturerbe. Ein bisschen heimisch werden sich die Reisenden vielleicht auch fühlen, wenn sie die Plattenbauten nahe der Altstadt sehen. Die sind zu DDR-Zeiten als Entwicklungshilfe am Indischen Ozean gebaut worden.

Der Trip in die Tropen hat eine lange Vorgeschichte. 2007 hatten die Stadtverordneten die Stadtverwaltung beauftragt, konkrete Vorschläge für einzelne Etappen hin zu einer festen Partnerschaft zu machen. Die besten Filme des jährlichen Sansibar-Filmfestivals wurden vier Jahre lang im Potsdamer Filmmuseum gezeigt. 2010 kickten die Fußballerinnen der „Zanzibar Soccer Queens“ in einem Freundschaftsspiel gegen Turbine Potsdam. Im November 2012 war dann eine Delegation aus Sansibar zu Gast in Potsdam. Nach einem mehrstündigen Gespräch zu den Themen Klimawandel und Abfallbeseitigung auf kommunaler Ebene wurde eine Absichtserklärung verfasst.

Um nun mögliche Beziehungen zwischen Unternehmen anzubahnen, wird die Delegation außerdem von der Industrie- und Handelskammer Potsdam und der Potsdamer Wirtschaftsförderung begleitet. Zwei leitende Ärzte des Klinikums „Ernst von Bergmann“ sollen vor Ort einen Eindruck gewinnen, ob und wie das Klinikum bei der Fortbildung von sansibarischen Ärzten oder Pflegepersonal helfen kann.

Bereits einen Schritt weiter ist die Kooperation der Universitäten. Im September war eine Delegation der Potsdamer Uni in der Inselstadt. Nun soll eine Liste mit Themen für Masterarbeiten zusammengestellt werden. Potsdamer Studenten sollen künftig in Sansibar Betreuung bei ihrer Feldforschung bekommen und umgekehrt, so Ariane Walz, Professorin am Institut für Erd- und Umweltwissenschaften.

Ganz unumstritten ist der Flug nach Sansibar nicht. Die Potsdamer FDP forderte, dass Jakobs die Reise absagt. „Die Reise ist unverständlich und angesichts der immer wieder beklagten finanziellen Lage unvertretbar.“ Sie sei überflüssig, teuer und klimaschädlich.

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