Landeshauptstadt: Triumvirat zur Rettung des Genusses
In Potsdam 58. Gründung eines Slow-Food-Vereins
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Im Gegenzug zur rasanten Ausbreitung des Fast Foods mit Pommes und Burgern gründete sich 1986 in Italien die Slow- Food-Bewegung, die inzwischen über 80 000 Mitglieder in 90 Ländern hat. In Deutschland, es steht bei der Mitgliederzahl nach Italien und den USA an dritter Stelle, ist Slow Food seit 1992 aktiv, hat knapp 6000 Mitglieder, gewann wegen der vielen Lebensmittelskandale gerade in letzter Zeit viele neue Mitglieder und gestern wurde die 58. Gruppe – man nennt sich Convinium – gegründet. Dazu war Schützenhilfe aus Berlin gekommen und ein Treffpunkt gewählt worden, der sich bestens dafür eignete: die Braumanufaktur im Forsthaus Templin. Über 20 Teilnehmer konnten am langen Tisch bei einem Bier des Hauses und deftigen Vollkornschnittchen die Gründung zünftig angehen. Sie gelang auf Anhieb. Da sich für das Potsdamer Convinium auch Umlandgemeinden und die Wannseer interessierten, wurde die Potsdamerin Gabriele Hauptvogel zur Vorsitzenden gewählt. Stellvertreter sind Helmut Steder- Storm aus Stahnsdorf und Marie Unger aus Wannsee.
Als Slow-Food-Mitglied bezahlt man einen Jahresbeitrag von 74 Euro, Partner sind gemeinsam mit 95 Euro dabei und Junioren bis 26 Jahre mit 30 Euro. Künftig will man sich einmal im Monat in Gaststätten treffen, die sich Slow Food verbunden fühlen und nennt diese Treffen witzigerweise „Schneckentreffen“.
Ulrich Rosenbaum, Leiter des Conviniums Berlin, erläuterte, worauf die Slow- Food-Jünger besonderen Wert legen. Es geht keineswegs um Askese. Man darf es sich ruhig schmecken lassen, möglichst in aller Ruhe. Die Tafel sollte allerdings mit den Produkten aus der Region gedeckt werden. „Slow Food ist einer der wenigen Vereine, in denen sich Erzeuger und Verbraucher zusammenfinden können und auch sollen“, sagte dazu Rosenbaum. Und er verwies auf ein weiteres Anliegen der Bewegung, auf den Schutz bedrohter Haustierarten und Pflanzen. In der Potsdamer Region sollte zum Beispiel das Teltower Rübchen diesen Schutz bekommen. Im Moment baue es nur noch ein Landwirt hauptberuflich an, sagte er. Aber auch den Gegner hatte man schnell ausgemacht, die Genzüchter im Institut für Pflanzenphysiologie Golm. Er könne die Verbindung herstellen, versprach Stadtverordneter Peter Schüler.
Positiv wurde dagegen bewertet, dass bei der Sanierung der Speicherstadt das Konzept von Slow Food eine große Rolle spielen soll. Der anwesende Sprecher der Speicherstadt Herbert Knoblich bestätigte, dass man sich dort generell auf den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Resourcen stützen wolle. Dazu gehöre auch eine Esskultur mit landestypischen Produkten. Rosenbaum kündigte an, dass sich die Deutsche Akademie für Kulinaristik in Bad Mergentheim mit dem Gedanken trage, in der Speicherstadt eine Außen- und Forschungsstelle einzurichten.fran
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