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Landeshauptstadt: Trixis Käseträger

Dem Tulpenfest blieb die Königin erhalten und zwei Männer schleppten Käse im Galopp

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Beinahe wäre das 18. Tulpenfest am Wochenende ohne seinen nun schon berühmten Queensday volljährig geworden und all die hübschen Meisjes hätten ohne eine Königin feiern müssen. Dass die Homoszene sich nun doch zum Bühnenprogramm in der Behlertstraße entschloss und auch seine CSD-Woche (Christopher Street Day) beim Tulpenfest einläutete, ist dem Umstand zu danken, dass der Katte e.V. und die Landesregierung wieder miteinander reden. Es hatte in der Potsdamer Homosexuellen-Szene nämlich erheblichen Unmut gegeben, weil das Landessozialministerium eine generelle Förderung der Vereins-Projekte ausschloss. Frustriert sagte der Verein deshalb den Queensday zum Tulpenfest ab und wollte auch die CSD-Woche platzen lassen.

„Wir brauchen die Förderung für unsere Grundausstattung wie Räume und Arbeitsmittel“, erklärte Vereinsmitarbeiter Jirka Witschak. Betroffen sei auch die „Queer Factory“, die schwule und lesbische Jugendliche fördert und ein Angebot von HIV-Schnelltests macht. Da sich laut Witschak aber eine Lösung anbahnt, gab es nun doch eine Königin „Trixi“ und das witzig-bissige Programm mit Linda in Moll und Gisella von Hodenzollern als Ansagerinnen. Das Louise-Henrietten-Stift, das im vorigen Jahr zum Tulpenfest eingeweiht wurde und Jugendlichen preiswerten Wohnraum bietet, habe sich auch bestens bewährt. Sozialminister Günter Baaske hat erst einmal die Schirmherrschaft über die CSD-Woche in Potsdam übernommen, die mit umfangreichem Programm nun doch stattfindet.

Für Stimmung beim Tulpenfest sorgten aber vor allem die 150 Handwerker, Musikanten und Tänzer, die aus Holland angereist waren. Bei dem schönen Wetter konnten sich die vielen Gäste nur noch langsam entlang der Stände schieben, so rappelvoll war es geworden. Es machte Spaß, den Handwerkern zuzuschauen und sich über die Traditionen zu informieren, die die Holländer lebendig erhalten. Zum Beispiel die, große Käselaibe im Galopp durch die Gegend zu tragen. Diese Tradition, die Jan Veerman und Jaap Jwiggers vorführten, geht auf den 1586 installierten Käsemarkt in Hoorn (Nordholland) zurück. Vor acht Jahren, zum 650. Stadtjubiläum, lebte der Käsemarkt in Hoorn wieder auf und die Träger schleppen nun zehnmal im Jahr zwischen dem 16. Juni und 29. August Käse auf Tragen über den Hoorner Markt. Ursprünglich musste er vom Hersteller zur Waage und von dort zum Händler, der ihn erworben hatte, getragen werden. Da die Träger pro Stück bezahlt wurden, hatten sie sich ein flottes Tempo angewöhnt. Wie das geht, zeigten die beiden Männer aus Hoorn und feuerten sich zum Gaudi der Umstehenden selber an. Ein schweres Stück Arbeit, zumal Jaap Jwiggers einer der ältesten Mitglieder in der Gilde der Kaasdragers ist und bereits 81 Jahre zählt. In seiner Familie wurde der Käse übrigens zu Großvaters Zeiten jung vom Erzeuger gekauft, gelagert, gewendet, gegen das Austrocknen mit Öl bestrichen und reifte so aus. Jaap aber war nicht mehr im Geschäft. Er wurde Tapezierer, auch Jan trägt Käse nur noch zum Spaß spazieren.

Ganz anders sieht das bei Jan Willemsen aus. Er war bereits zum 15. Mal beim Tulpenfest, hatte 14 Sorten mitgebracht, unter anderem einen grasgrünen Käse, dem Basilikum die Farbe gibt. Die Renner sind jedoch ein pikanter Käse und der klassische Lochkäse. Über 1000 Kilo verkaufte Willemsen und er kommt zum Sinterklaas-Fest wieder. dif

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