Landeshauptstadt: Trommel-Rap im Plenarsaal
120 Schüler aus ganz Brandenburg trafen sich zum Präsentationstag des Schul-Anti-Rassismus-Projektes
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Innenstadt – Es beginnt im Chaos. Willkürlich durcheinander schlagen die sechs Jugendlichen auf ihre Trommeln oder einfach Holzstock gegen Holzstock. Nur die tiefste Trommel schlägt unablässig ihren Takt. Nach und nach greifen vier andere Trommler diesen Grundtakt auf und stricken darum einen dynamischen Rhythmus. Jetzt setzt die Stimme von Gregor ein: Der Zwölftklässler vom Potsdamer Einstein-Gymnasium rappt in rasanter Geschwindigkeit auf Englisch. Als das Stück mit einem Trommelwirbel endet, klatschen die Besucher im Plenarsaal des Stadthauses in der Friedrich- Ebert-Straße. Wo sonst die Potsdamer Stadtverordneten diskutieren, wurde gestern gerappt.
Die Percussion-Gruppe vom Einstein-Gymnasium war nur der Anfang des dritten Landespräsentationstages „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR-SMC). 120 Schüler aus ganz Brandenburg trafen sich gestern von 10 bis 16 Uhr im Stadthaus zum Erfahrungsaustausch. Sie alle lernen an Schulen, die an dem Projekt mit der sperrigen Abkürzung teilnehmen oder Interesse daran bekundet haben. 21 Einrichtungen tragen den Titel in Brandenburg, bundesweit sind es 300. Das sagte Alfred Roos, Geschäftsführer des Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schulen e.V. (RAA) Brandenburg, die das Projekt koordiniert. Bis Ende 2007 werden es 30 Schulen im Land sein, hofft er. Auf der Warteliste stünden 16 Schulen.
Zu ihnen gehört das Potsdamer Einstein-Gymnasium: „Wir sind Schule ohne Rassismus, ohne zu dem Projekt zu gehören“, findet Zwölftklässerin Stella aus der Percussion-Truppe. „Genau genommen erwarte ich, dass jede Schule in unserem Land eine Schule ohne Rassismus ist, egal ob sie nun an dem Projekt teilnimmt oder nicht“, sagte Burkhard Jungkamp, der Staatssekretär im Bildungsministerium. Die Bekämpfung des Rassismus bezeichnete er als „Daueraufgabe“: „Es ist wichtig, dass die Initiative von Euch ausgeht“, ermutigte er die Schüler.
Rassismus beginne im Alltag, zum Beispiel mit einem „dummen Witz nebenbei“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD),Schirmherr des Treffens. Es komme darauf an, diesen Alltagsrassismus zu erkennen, so das Stadtoberhaupt. „Wir sind alle gut beraten, da sensibel zu sein“, erklärte er den Schülern.
Außer dem Einstein-Gymnasium bewerben sich in Potsdam auch die Fontane-Oberschule in Waldstadt II und die Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld. Sechs Steuben-Schüler präsentierten gestern Übungen in Aikido, einer japanischen Kampfkunst. Ziel sei es, „den Gegner nicht zu blockieren und zu vernichten, sondern zu neutralisieren“, erklärte Christine Seidel, die AG-Leiterin.
Einziger Potsdamer Titelträger ist bisher die Voltaire-Gesamtschule in der Lindenstraße. Sie nahm gestern allerdings nicht mit einer Präsentation teil. Die Schüler seien im Praktikum, erklärte Schulleiterin Ortrud Meyhöfer auf Anfrage. Im Februar lief an der Schule zuletzt ein „Forum-Theater“ zum Thema Ausgrenzung, so Meyhöfer. Die Schule habe allerdings „nicht pausenlos Projekte“, sagte die Schulleiterin: Anti-Rassismus sei „ein Prinzip der Schulkultur“.
Das gestrige Treffen war der dritte landesweite Präsentationstag. Oberbürgermeister Jakobs begrüßte die Austausch-Veranstaltungen und wünschte sich regelmäßige Treffen: „Der Plenarsaal steht dafür gerne zur Verfügung.“
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