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Heiße Rhythmen im kühlen Potsdam. Die Potsdamer ließen sich vom ersten Afrikafest am Brandenburger Tor gern anlocken.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Trommeln für ein wärmeres Potsdam

In der Stadt leben über 400 schwarze Afrikaner und die luden zum Afrika-Fest ein

Stand:

Innenstadt - Etwa 400 schwarze Emigranten aus Afrika wohnen in Potsdam. Das sind nicht viele. Doch am Samstagmittag fielen sie im Straßenbild auf, als sie trommelnd und tanzend durch die Brandenburger Straße zogen und anschließend zum Afrikafest am Brandenburger Tor einluden. Es war das erste Mal, dass die in der Stadt wohnenden Afrikaner ein solches Fest organisierten, bisher waren sie nur privat in Erscheinung getreten. Sogar bei den Afrikafesten in der Schiffbauergasse hatte man sie außen vor gelassen. Obwohl sie sich auch diesmal Berliner Unterstützung geholt hatten, wollten sie zeigen: Hallo, wir sind eure Mitbürger, wir leben hier, haben zwar einen anderen ethnischen Hintergrund, aber wir gehören dazu. Das Fest sollte für ein verständnisvolles Miteinander werben, aber auch auf die Probleme in den afrikanischen Heimatländern aufmerksam machen.

Trotz aller Lebenslust und Fröhlichkeit in ihren kulturellen Darbietungen beklagen die Afrikaner noch immer eine gewisse Kälte und Spießigkeit beim Umgang mit den anderen Potsdamern. „Wenn wir durch die Straßen gehen“, sagt Evelyn Anthony Eroma von den „Queen Dancers“, „drehen sich die Passanten nach uns um und machen spöttische Bemerkungen.“ In Berlin sei das nicht so, betont sie. Seit neun Jahren lebt sie schon in Deutschland, zehn Mitwirkende gehören zur Gruppe und offensichtlich fühlen sich die korpulenten Damen in Berlin besser aufgehoben als in Potsdam.

Auch Charity Okezie, die den Titel Lolo – übersetzt: Auge der Community – trägt, findet, dass in Potsdam viel von Toleranz gesprochen, aber viel zu wenig dafür getan werde. Und wieder kommt Berlin besser weg. Es sei bunter und niemand frage: „Woher kommst du?“ und „Wie lange willst du bleiben?“ Lolo Charity hat das Fest mit dem Internationalen Center für Immigranten e.V. und anderen Vereinen organisiert und gesteht Potsdam zumindest zu, dass es „ein lebendiger Platz“ geworden sei. Auch bei einem jungen Kongolesen, der seit 17 Jahren in Potsdam lebt und eine Arbeit in einer Reinigung gefunden hat, bekommt seine neue Heimatstadt ein Lob. Seit den 1990er Jahren sei der Umgang mit den schwarzen Ausländern besser geworden. Das bestätigt auch die Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick. Weder Probleme bei der Wohnungssuche oder zum Beispiel in Discos seien ihr bekannt. Koko N’Diabi Affo-Tenin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, mit ihrem Mann eine Firma aufgebaut hat und von Berlin nach Potsdam gezogen ist, fühlt sich hier sogar wohler. Sie hält über den Verein Bildung für Balanka enge Verbindung zur Steuben-Schule und sammelte auch auf dem Afrikafest wieder Spenden, um in dem 8000-Einwohner-Ort im Togo beim Aufbau einer Oberschule zu helfen.

Das Afrikafest findet hoffentlich eine Fortsetzung. Von den Besuchern wurde der Kontakt mit den anderen Kulturen begrüßt. Katrin Eichwald fand es gut, dass dafür der viel frequentierte Platz am Brandenburger Tor ausgewählt wurde. Vor allem ältere Potsdamer merkten jedoch kritisch an, dass es zu viele Ansagen und Erläuterungen in englischer Sprache gab.

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