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Teures Vergnügen. Der Betrieb der Biosphäre kostete die Stadt bereits Millionen. Der Bund der Steuerzahler hat die Tropenhalle nun erneut ins „Schwarzbuch“ aufgenommen. Die Stadt verteidigt die Ausgaben.

© Andreas Klaer

STEUERVERSCHWENDUNG: Tropenhalle im „Schwarzbuch“

Der Bund der Steuerzahler kritisiert die Potsdamer Biosphäre als Millionengrab. Die Stadt verteidigt die Zahlungen

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Bornstedter Feld - Die Potsdamer Tropenhalle „Biosphäre“ verschlingt Millionensummen und landet damit im aktuellen „Schwarzbuch“ zur Verschwendung von Steuergeldern. Seit 2007 unterstützt die Landeshauptstadt das Projekt auf dem früheren Gelände der Bundesgartenschau demnach mit jährlich rund 1,4 Millionen Euro Steuergeldern – weil die Halle wirtschaftlich nicht auf die Beine kommt. „Wenn sich Alternativen geboten hätten, hätten wir es gerne abgegeben“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz am Dienstag. Im „Schwarzbuch“ trägt die Vereinigung jedes Jahr beispielhaft Fälle zusammen, bei denen es sich ihrer Meinung nach um Steuerverschwendung, ungerechtfertigte Subventionen, unsinnige Ausgaben oder andere Formen von Misswirtschaft handelt.

Seit Jahren sucht die Stadt nach einem privaten Betreiber – bislang erfolglos (PNN berichteten). 2007 war dem damaligen Biosphären-Betreiber das Geld ausgegangen. Eine erste Ausschreibungsrunde für die Tropenhalle war Ende 2010 gestoppt worden. Eine Schließung der „Biosphäre“ ist nicht ohne Weiteres möglich, weil in den Bau knapp 22 Millionen Euro Fördermittel geflossen sind. Bis Ende November 2017 gibt es dadurch eine Nutzungsbindung als „touristische Einrichtung“. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, welche Alternativen bleiben.

Mit einem vielfältigen Programm versucht die Biosphäre, die von der städtischen Tochter ProPotsdam GmbH betrieben wird, möglichst viel Publikum anzulocken. „Wir verprassen Steuergelder nicht, sondern nutzen sie für ein ausführliches Angebot“, so der Stadtsprecher. Rund 150 000 Besucher kamen laut „Biosphäre“ im vergangenen Jahr. Insbesondere Familien und Schulklassen nutzten das Angebot, aber auch die ältere Generation. So gebe es Busreisen zur Orchideenblüte im Frühjahr, sagte eine Sprecherin.

Wie berichtet, will die Stadtverwaltung bis November mit Vertretern des Stadtparlaments und Experten diskutieren, wie es mit der defizitären Tropenhalle weitergehen soll. Verschiedene Varianten und deren Kosten sollen verglichen werden – dazu gehört auch der Abriss der Halle, um Platz für Wohnungen zu schaffen. Im Gespräch ist auch der Umbau zu einem Stadtteilzentrum. Dafür sprachen sich zuletzt auch wesentliche Teile der Stadtpolitik aus.

Auch die Verwaltung favorisiert diese Variante: Sie biete den Vorteil, dass für diese Einrichtungen bereits vorgesehene Flächen im Bornstedter Feld wieder zur Verfügung stünden und verkauft werden könnten, so der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne). Daneben könnten private Investoren in der Halle zum Beispiel ein Fitnessstudio unterbringen, ein in dem Stadtteil noch fehlendes Restaurant betreiben oder Arztpraxen eingerichtet werden.

Nach Einschätzung des Bundes der Steuerzahler arbeiten bundesweit zahlreiche kommunale Unternehmen unrentabel und werden mithilfe von Steuergeld künstlich am Leben gehalten. Der Verband kommunaler Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe gezeigt, dass private Unternehmen mitnichten besser wirtschafteten, hieß es. dpa/PNN

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