Landeshauptstadt: Trümmer, Tod und Täuschung
Bei der Animago-Konferenz tauschten sich Filmeffekte-Macher aus – auch zur „Bücherdiebin“
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Blauer Himmel, darunter Wolken. Dann scheint der Betrachter durch die Wolken zu stürzen, über einem fahrenden Zug und schließlich in ein Zugabteil hinein zu schweben. Die Eröffnungssequenz des im vergangenen Jahr im Studio Babelsberg gedrehten Films „Die Bücherdiebin“ ist optisch beeindruckend. Fast alles, was der Zuschauer in dieser Szene sieht, ist am Computer entstanden.
Über die Herausforderungen bei der Arbeit an dem Film berichtete Florian Gellinger von der Berliner Spezialeffekte-Firma Rise am Freitag in der Babelsberger Medienstadt vor Fachkollegen und Interessierten. In der Metropolis-Halle hatte sich in den vergangenen beiden Tagen die Digitalbranche zum sechsten Mal zur Animago-Konferenz getroffen. Am Donnerstagabend wurden zudem die Animago-Awards in zehn Kategorien verliehen (siehe Kasten).
Allein in der Eröffnungssequenz der „Bücherdiebin“ stecke die Arbeit von mehreren Monaten, hieß es. Die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielende Geschichte nach einer Romanvorlage von Markus Zusak wird aus der Perspektive des Todes erzählt. Der Erzähler kann überallhin fliegen und durch Wände gehen. Viel zu tun also für das Team der Spezialeffekte-Firma. Besonders schwierig sei es in der Startsequenz gewesen, die vergleichsweise schnelle Bewegung durch die Wolken und über dem Zug mit der sehr langsamen Bewegung innerhalb des Zugabteils in Einklang zu bringen. Die Sequenz wurde erstellt, bevor die eigentlichen Dreharbeiten mit dem Zug begannen, erzählte Gellinger. Alles musste bis ins kleinste Detail durchgeplant werden. So konnte Rise dem Regisseur Brian Percival Hinweise geben, an welchen Stellen die sogenannten Blue Screens angebracht werden müssen, um reale Bilder und Effekte nachher zusammenzuführen. Die Fahrstrecke des Zuges wurde vorher abgefahren, wobei vier Kameras in alle Richtungen filmten. Die Bilder wurden dann so eingesetzt, dass der Blick aus allen Fenstern des Zugabteils real wirkt.
Rise konnte bei den Dreharbeiten aus seinem mittlerweile reichen Erfahrungsschatz schöpfen. So hatte die Firma bereits an deutschen Produktionen wie „This is Love“ mit Corinna Harfouch oder „Die drei ???“ mitgewirkt. Auch zu Hollywood-Filmen wie „Iron Man 3“ oder der X-Filme-Produktion „Cloud Atlas“ steuerte Rise die Effekte bei. Seit der Gründung 2007 sei die Firma rasant gewachsen, so Gellinger. Damals habe alles mit vier Computern in einem Raum angefangen, heute beschäftigt die Firma zwölf Vollzeit-Mitarbeiter und 80 Freie. Derzeit arbeitet Rise etwa am Tom-Tykwer-Film „Ein Hologramm für den König“ – Produzent ist der Babelsberger X-Filme-Mitgründer Stefan Arndt.
Besonders auffällig sind Filmeffekte wie von Rise in Action-Szenen - wenn es brennt, raucht oder explodiert. In der „Bücherdiebin“ wurde so das Ende 2013 abgerissene Außenset der „Berliner Straße“ im Studio Babelsberg von den Spezialisten von Rise in eine süddeutsche Kleinstadt verwandelt, die zum Ende des Films bei einem Bombenangriff in Schutt und Asche gelegt wird. „Trümmer sind echt schwierig“, sagt Gellinger. Das Set wurde zuerst mit einem 3D-Scanner erfasst. Anschließend wurden die explodierenden Häuser inklusive umherfliegender Ziegel am Computer eingefügt.
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