zum Hauptinhalt
Der deutsche Klassiker im Frauenfußball. Frankfurts Melanie Behringer (links) und Potsdams Lisa Evans könnten sich wie hier vor Jahresfrist auch am Sonntag im Spitzenspiel der Frauenfußball-Bundesliga am Babelsberger Park wieder ein Duell liefern.

© J. Kuppert

Sport: Turbine erwartet Frankfurt

Mit dem Klassiker verabschiedet sich die Frauen-Bundesliga am Sonntag in die Winterpause. Nach dem Skandalspiel im vergangenen Jahr kühlen beide Seiten die Emotionen im Vorfeld der Partie herunter.

Stand:

„Es wird heiß hergehen“, sagt Turbines Cheftrainer Bernd Schröder im Hinblick auf das Spitzenspiel der FrauenfußballBundesliga am Sonntag um 14 Uhr zwischen dem 1. FFC Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt im Karl-Liebknecht-Stadion. Doch sicherlich nicht wegen des Wetters. Stand gestern Abend ist die Partie nicht gefährdet.

Beide Teams stehen als ungeschlagener Erster und Zweiter an der Spitze der Tabelle. Mit einem Spiel und damit drei Punkten mehr auf dem Konto haben die Frankfurterinnen leicht die Nase vorn, zieht man die drei Zähler jedoch wieder ab, wäre Potsdam gleichauf. „Es wird dennoch kein Spiel sein, dass die Meisterschaft entscheidet“, erklärt der Turbine- Coach. Es sei eine richtungsweisende Partie, „wenn es kein Unentschieden gibt, wird eines der beiden Teams das erste Mal in dieser Saison verlieren“. Turbine möchte es nicht sein. Selbstbewusst durch die vergangenen Siege in der Champions League bei Lyon (2:1) und im Auswärtsspiel gegen Cloppenburg (3:1) am vergangenen Wochenende werden die Potsdamerinnen alles daran setzen, die Erfolgsserie fortzusetzen.

„Es kommt auf die Tagesform an“, sagt Schröder. Am Sonntag treffen nicht nur die beiden Spitzenteams aufeinander, „es wird auch ein Duell von alt gegen jung und routiniert gegen weniger routiniert werden“, beschreibt der 71-Jährige die Konstellation. Während die Mannschaft von Colin Bell einen Altersdurchschnitt von 27 Jahren hat, sind die Turbine-Spielerinnen im Durchschnitt erst 21 Jahre alt. „Die haben aktuell 15 Nationalspielerinnen; wir nur eine“, zählt Schröder den vermeintlich weiteren Vorteil des Gegners auf. Außerdem stehen mit Fatmire Bajramaj, Bianca Schmidt, Babett Peter, Jessica Wich und Desirée Schumann gleich fünf ehemalige Turbinen im gegnerischen Kader.

Die Rivalität und die Emotionen der vergangenen Spiele stehen laut Schröder am Sonntag allerdings nicht mehr im Vordergrund: „Unsere jetzige Mannschaft besteht hauptsächlich aus Spielerinnen, die das Hick-Hack der letzten Jahre nicht so verinnerlicht haben.“ Das letzte Heimspiel gegen Frankfurt dürfte allerdings allen Beteiligten sowie den Fans noch gut im Gedächtnis sein. Am 4. Spieltag der Saison 2012/13 kam es zu einem wahren Skandalsieg der Frankfurterinnen im Potsdamer Stadion. 88 Minuten lang sahen über 4000 Zuschauer ein hochklassiges Frauenfußballspiel, bis die beiden Turbine-Spielerinnen Alexandra Singer und Stefanie Mirlach bei einer Rettungsaktion so heftig mit den Köpfen zusammenprallten, dass beide blutüberstömt mehrere Minuten lang von Ärzten und Sanitätern behandelt werden mussten und schließlich ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Anstatt nach der Behandlungspause die Partie abzupfeifen, gab die FIFA-Schiedsrichterin Riem Hussein das Match nochmals frei. Doch anstatt sich der Fairness halber den Ball locker zuzuspielen, überrannte die Frankfurter Offensive die noch völlig unter Schock stehenden Turbine-Spielerinnen, und ausgerechnet die Ex-Potsdamerin Fatmire Bajramaj erzielte den siegentscheidenden 2:1-Treffer. Praktisch im Gegenzug verletzte sie sich dann auch noch schwer am Knie. Unschöne Szenen ereigneten sich am Spielfeldrand. Schröder sagte damals: „Es ist eine überdimensionale Feindschaft entstanden und das ist traurig.“ Vor der sonntäglichen Partie kühlen beide Seiten die Emotionen allerdings wieder herunter. „Klar hat uns das Duell lange zu schaffen gemacht. Jetzt geht es allerdings um gute Werbung für den Frauenfußball“, so Schröder.

Auch Tabea Kemme, die vor Kurzem noch bei der Nationalmannschaft mit einigen Frankfurt-Spielerinnen zusammen auf dem Platz stand, freut sich auf das Spiel. Die Stimmung im Team sei gut. „Ich denke, nicht nur wir als Mannschaft, sondern auch die Zuschauer können sich auf ein tolles Spiel freuen“, sagt die Verteidigerin selbstbewusst.

Luisa Müller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })