Sport: Turbine kurz vorm zweiten Meistertitel
Nach einem 2:0 gestern gegen den FFC Frankfurt fehlt Potsdams Fußballerinnen noch ein Sieg zum Double
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Am Ende tanzten die „Torbienen“ ausgelassen im Kreis, als könnten sie ihr Glück noch gar nicht fassen: Durch einen glücklichen 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt kam Spitzenreiter FFC Turbine Potsdam gestern dem Double einen entscheidenden Schritt näher. Nun kann der dreifache DFB-Pokalsieger mit einem Sieg am Mittwochabend im Nachholspiel beim Hamburger SV zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte auch den Deutschen Meistertitel gewinnen, ehe es für Turbine an den kommenden beiden Sonnabend ebenfalls gegen den FFC Frankfurt in zwei Endspielen gilt, den UEFA-Pokal erfolgreich zu verteidigen.
Zwei Szenen kurz vorm Abpfiff charakterisierten die spannungsgeladenen 90 Minuten zuvor: Frankfurts Stürmerin Birgit Prinz jagte das Leder über die Querlatte, woraufhin ihr Coach Hans-Jürgen Tritschoks wutentbrannt gegen die Trainerbank trat (90.). Kurz darauf bediente Isabel Kerschowski nach schönem Flankenlauf von rechts Petra Wimbersky, die flach zum 2:0 einnetzte, woraufhin sich Turbines Trainer Bernd Schröder still lächelnd in die Haare griff (90.+4). Er konnte wohl selbst kaum fassen, mit welchem Dusel seine Mannschaft gestern vor 2205 Zuschauern gewann. „Wir hatten das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite“, räumte er später ein.
Fürwahr: Angesichts des Spielverlaufs und der Chancen auf beiden Seiten gewannen die Potsdamerinnen sehr glücklich. „Wir haben derzeit den Bayern-Dusel“, bekannte nach dem Abpfiff Navina Omilade, und Ariane Hingst meinte: „Das letzte Quentchen Glück entschied für uns.“ Auch Conny Pohlers strahlte: „Wir nutzen zum Glück unsere Chancen.“ Turbines Stürmerin schoss mit ihrem 34. Saisontor („So viele sind mir zuvor noch nie gelungen.“) ihre Elf gekonnt in Führung, als sie halbrechts Katrin Kliehm austanzte; ihr Flachschuss ging an den linken Innenpfosten und von dort ins Netz (21.). Auf der Gegenseite schluderte dagegen Frankfurt mit den Chancen. „Weltfußballerin“ Prinz – die Zuschauerpfiffe gegen sie hörten erst nach einem lautstarken Aufruf Hingsts zum Fairplay auf – jagte kurz zuvor das Leder freistehend links vorbei (20.), später rettete Nadine Angerer mit Klasse-Paraden gegen Kerstin Garefrekes (39.) und Renate Lingor (40.). Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild: Frankfurt drückte auf den Ausgleich, doch Prinz vergab selbst eine tausendprozentige Chance, als sie allein vorm Tor stand, sich Peggy Kuznik aber noch in ihren Schuss werfen und das Leder zur Ecke abwehren konnte (54.). „Wir waren in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft, aber der Ball wollte heute einfach nicht rein“, erklärte Prinz später, während Steffi Jones meinte: „Das macht derzeit den Unterschied: Wir treffen das Tor nicht und Turbine nutzt konsequent jede Chance.“
Leider musste Potsdam die letzten zehn Minuten zu zehnt überstehen. Als Nadine Angerer bei einem Garefrekes-Drehschuss nach links hechtete, mit dem Kopf gegen den Torpfosten knallte („Ich war kurz völlig weg“) und Stephanie Ullrich für sie zwischen die Pfosten musste, war Turbines Wechselkontingent erschöpft. Kurz darauf verletzte sich Karolin Thomas das linke Knie (80./Verdacht auf Kreuzbandriss), und Schröder wollte für sie schon Cristiane einwechseln, als ihn Britta Carlson auf seinen Irrtum aufmerksam machte. „Wäre doch bitter gewesen, wenn wir deshalb den Sieg aberkannt bekommen hätten“, meinte die Mittelfeldspielerin. „Das war heute ein Riesenschritt Richtung Meistertitel, den wir uns am Mittwoch in Hamburg holen wollen. Jetzt können wir uns nur noch selbst schlagen.“
Das sah auch Frankfurts Trainer Tritschoks so. „Die Meisterschaft ist entschieden, darum gebühren Euch meine Glückwünsche“, sagte er auf der Pressekonferenz Richtung Bernd Schröder. Der war „stolz auf das, was wir in diesem Jahr erreicht haben“, kritisierte zugleich aber die Rasenverhältnisse im Karl-Liebknecht-Stadion: „Dieser Platz ist einer Stadt wie Potsdam und eines Spiels wie dem heutigen nicht würdig, und das liegt nicht nur an dem langen Winter.“
Turbine Potsdam: Angerer (79. Ullrich); Kuznik, Becher, Peter; Omilade, Hingst (56. Thomas), Carlson, Zietz; Mittag (71. I. Kerschowski), Pohlers, Wimbersky.
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