Sport: Turbines Zukunft ist jung und schnell
Durch ein 2:0 über den FFC Frankfurt gewann Potsdam zum dritten Mal in Folge den DFB-Pokal
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Am Samstagabend gab sie ihr erstes kurzes Fernseh-Interview, und das anschließende Kreuzverhör der Presse war für sie „anstrengender als zu spielen“, wie sie selbst meinte. Doch da musste Isabel Kerschowski durch. Schließlich avancierte die 19-Jährige am Sonnabend im Berliner Olympiastadion zur Matchwinnerin des FFC Turbine Potsdam, der durch ein 2:0 gegen den FFC Frankfurt zum dritten Mal in Folge den DFB-Pokal gewann.
Nur 80 Sekunden nach ihrer Einwechslung ins Endspiel schoss sie Turbine auf die Siegerstraße (79.). Nach einem 22-Meter-Freistoß Anja Mittags von links boxte Torfrau Marleen Wissink ihr den Ball genau vor die Füße. „Da habe ich ihn volley mit meinem schwächeren Bein, dem linken, genommen – und er war drin“, schilderte die Torschützin ihren Treffer im Regen aus eigener Sicht. Als kurz darauf Petra Wimbersky nach schönem Doppelpass mit Ariane Hingst an Wissink vorbei ins kurze linke Eck einnetzte (82.), „war ich sehr erleichtert, denn da waren wir auf der sicheren Seite“, gestand Kerschowski.
Zunächst hatte Bernd Schröder seinen Youngster aus gutem Grund draußen behalten. Nachdem sich Kerschowski am Dienstag und Donnerstag im U19-EM- Qualifikationsturnier in Slowenien durch jeweils drei Tore gegen Schottland und den Gastgeber an die Torjäger-Spitze geschossen hatte, schonte sie der Cheftrainer noch. Und so erlebte die spätere Pokalheldin zunächst von der Bank aus, wie der FFC Frankfurt in Halbzeit eins vor allem wegen seiner Dominanz im Mittelfeld das Spielgeschehen bestimmte, dank einer prächtig aufgelegten Nadine Angerer im Turbine-Kasten aber selbst beste Chancen durch Tina Wunderlich (7.), Nia Künzer (20.) und Sandra Albertz (35.) nicht nutzen konnte und wie auf der Gegenseite Wimbersky nur die Querlatte traf (30.).
Da Potsdams Torjägerin Conny Pohlers nach fast zweiwöchiger Grippe auch in Halbzeit zwo, in der Turbine besser ins Spiel fand, nicht die erhofften Akzente setzen konnte, handelte Schröder. „Nicht ohne schlechtes Gewissen“, räumte der Coach später ein, „denn bei Pohlers weiß man nie, ob sie nicht in der 90. Minute doch noch trifft.“ Mit den Einwechslungen zunächst von Karolin Thomas für Britta Carlson und dann Isabel Kerschowskis für Pohlers bewies der 63-Jährige aber das berühmte goldene Händchen: „Isi“ kam, sah und traf vor den Augen von etwa 20 000 Zuschauern im Stadion – unter ihnen Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Männer-Bundestrainer Jürgen Klinsmann – sowie Millionen Augenzeugen vor den Fernsehgeräten.
Doch Schröder hatte gewusst, was er an seiner U19-Nationalspielerin hat. Isabel Kerschowski gehört mit Zwillingsschwester Monique zu Turbines schnellsten Spielerinnen und sprintet die 100 Meter in 12,67 Sekunden; auch am Sonnabend rannte sie ihren Gegnerinnen meist davon. Co-Trainer Dirk Heinrichs habe ihr beim Einwechseln mit auf den Weg gegeben, „wenn ich den Ball habe, mit ihm loszulaufen und von außen zu flanken oder nach innen zu ziehen“, erzählte die Stürmerin, die vormittags eine Tischlerlehre im ZAL Ludwigsfelde macht und nachmittags im Luftschiffhafen trainiert. Im vergangenen Sommer kamen die Kerschowski-Zwillinge vom Berliner Verbandsligisten BSC Marzahn nach Potsdam, „und die Saison verläuft viel viel besser, als ich es erhofft hatte“, meint Isabel.
Für Bernd Schröder verkörpert sie die Zukunft des „Potsdamer Modells“. Während andere Vereine gestandene ältere Spielerinnen holen – Frankfurt beispielsweise Nationaltorhüterin Silke Rottenberg (34) aus Duisburg –, „haben wir Vertrauen in jüngere Spielerinnen. Unsere Mannschaft wird jung und schnell sein“, erklärte der Coach, der bereits Nägel mit Köpfen macht und junge Talente holt. Anna-Sophie Fechner, eine 17-jährige von Grün- Weiß Neukölln, unterschrieb am Sonntag für drei Jahre bei Turbine. Auch mit den U17-Nationalspielerinnen Bianca Schmidt (Gera) und Desiree Schumann (Berlin) ist man sich so gut wie einig, ebenso mit der Finnin Essi Saino. „Die ist ähnlich schnell wie Isi“, kündigte Turbines Trainer an.
Zugleich sagte Schröder öffentlich: „Ich erkläre hiermit, dass wir jetzt alle drei Titel holen.“ Seine Spielerinnen sehen es ebenso; auch Isabel Kerschowski: „Wir wollen unbedingt das Triple!“
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