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Landeshauptstadt: Türmchen entstehen wieder

Christoph Miethke lässt Stadthaus in Schopenhauerstraße 26 sanieren: Ein Stück altes Potsdam entsteht

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Innenstadt/Sanssouci - Der Besucher blickt ungläubig, als Christoph Miethke erklärt: „Das hier wird unser Schlafzimmer.“ Unvorstellbar, denn derzeit sind nur Dachbalken, ein desolater Fußboden und winzige Rund- und Schlitzfenster, die nur wenig Licht hereinlassen, zu erkennen. Dem Dachgeschoss der Schopenhauerstraße 26 wie dem gesamten Gebäude will der Bauherr innerhalb von nur sechs Monaten ein neues Gesicht mit neuer Nutzung geben.

Hierfür hat sich Miethke mit dem Architekten Tassilo Soltkahn verbündet. Der Architekt hatte ihm schon seinen Firmensitz am Ulanenweg, vormals militärische Pferdeställe, hergerichtet. Die renommierte Chistoph Miethke GmbH stellt hier medizinische Hilfsmittel zur Behandlung von Hydrocephalus (Wasserkopf) her. Der Firmenchef und seine Frau haben das exponierte Gebäude an der Schopenhauerstraße, unmittelbar an der Grenze zum Park Sanssouci, erworben und wollen hier Wohnungen und Gewerbe unterbringen. „Wenn die Gerüste fallen, werden alle ausrufen: Wow, ist das schön!“. Davon ist der Bauherr überzeugt. Soltkahn entrollt die Pläne für das Haupthaus und die Hof-Remise, die er nach den Unterlagen der „Acta specialia“ des Bereichs Denkmalpflege gezeichnet hat. Mit einem Schlage wird klar, dass an dieser Stelle ein Stück des historischen Potsdams wieder auferstehen und der ganzen Ecke ein repräsentatives Gesicht geben wird. Das unscheinbare Aschenputtel verwandelt sich in ein repräsentatives Palais mit zwei Türmen und neugotischer Fassade. Das im hellen Sandstein-Farbton wieder auferstandene Stadthaus dürfte ein Maßstab für die Restaurierung der benachbarten Häuser wie dem Friedenshaus mit dem Kindergarten sowie der Nummer 25, die kürzlich ein Berliner Ehepaar erworben hat, werden.

Eingesessenen Potsdamern ist die Schopenhauerstraße 26 mit ihren 2000 Quadratmetern Grundstücksfläche als Sitz der DEWAG-Werbung, einem SED-eigenen Werbemonopolisten der DDR, bekannt. Nach der Wende arbeitete die Werbefirma Outfit noch einige Jahre hier; derzeit gibt es drei kleinere Unternehmen sowie ein Betreuungsverein für Jugendliche in dem alten Haus. Miethke will die ansässigen Nutzer, darunter eine Musikband, nicht vertreiben, sondern ihnen nach Möglichkeit sogar verbesserte räumliche Bedingungen bieten.

„Ich fuhr jeden Tag hier vorbei und wollte das Haus kaufen, aber das war nicht so einfach“, erzählt er. Zwar wurde das Haus von einer Potsdamerin verwaltet, doch die Teil-Erben saßen in England, andere Teile waren vom Bund sowie vom Land Bayern zu erwerben. Wie Tassilo Soltkahn erläutert, stehe das Ensemble unter Denkmalschutz. „Im letzten Augenblick“ sei die Eintragung erfolgt, was nicht unerheblich für die Finanzierung der Rekonstruktion sei. Der ursprüngliche Bau sei nach Plänen von Ludwig Ferdinant Hesse in seinem Todesjahr 1876 errichtet worden. Hofmaurermeister Ernst Petzholtz (1839-1904) habe den Hesse-Bau Ende des 19. Jahrhunderts im Tudor-Stil überformt. In diesem Stil werde das Haus wieder hergestellt, versichert Miethke. Es erhalte seine beiden Türme zurück und die historische Farbgebung der Fassade.

Der Unternehmer will in die oberen beiden Geschosse mit seiner Ehefrau und den drei Söhnen, 11, 13 und 15 Jahre alt, einziehen. Insgesamt drei unabhängige Wohnungen entstehen im Vorderhaus, eine weitere in der Remise auf dem Hof. „Wir wollen städtisch wohnen und gleichzeitig die Nähe zum Park Sanssouci genießen“, sagt der Bauherr. Bereits im März 2008 will er das Palais, dessen Bausubstanz im Kern gut erhalten ist, seiner neuen Bestimmung übergeben.

Günter Schenke

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