Landeshauptstadt: Turnhalle als Spielwiese für Leseratten
Stadt- und Landesbibliothek eröffnete Ausweichquartier in der Fachhochschule am Alten Markt
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Innenstadt - Einst perlte hier Lehrerschweiß, nun werden zwei Jahre lang leise Seiten umgeblättert: In der früheren Turnhalle des DDR-Instituts für Lehrerfortbildung in der Fachhochschule am Alten Markt ist gestern das Ausweichquartier der Stadt- und Landesbibliothek eröffnet worden. Während der Sanierung des Hauptgebäudes Am Kanal ist der gesamte Freihandbestand des Hauses – rund 180 000 Bücher und andere Medien – im Interimsdomizil ausleihbar. Die Magazinbestände sind dagegen nur eingeschränkt nutzbar. Rund 20 000 Stück, darunter die wichtigsten Brandenburgica, stehen den Nutzern zur Verfügung. Die restlichen etwa 280 000 Exemplare werden in einem städtischen Depot in Groß Glienicke eingelagert.
Zur Eröffnung um 10 Uhr vormittags hatte sich schon eine Schlange von Neugierigen gebildet, die die neuen Räumlichkeiten in Augenschein nehmen wollten. Bibliothekschefin Marion Mattekat wirkte sichtlich erleichtert. Sechs Wochen hatte der Umzug der Bücher gedauert, während dieser Zeit mussten Leseratten in die Zweigbibliotheken Am Stern, in Babelsberg und in der Waldstadt II ausweichen. „Das war ganz schön lange“, sagt Mattekat. Knapp 1000 Quadratmeter nimmt die Bibliothek im Gebäude in Beschlag. Es ist „rein praktisch“, wie Mattekat zugibt, „und nichts für die Optik“.
Die kennt Juliane Wulsche noch ziemlich gut. Die junge Mutter hat einst hier studiert und den spröden Charme vor sich hin gammelnder DDR-Inneneinrichtung lange genug vor Augen gehabt. „Der Zustand des Gebäudes – ohne Worte“, sagt sie sarkastisch, doch als Übergangslösung sei das „schon okay“. Ihre Tochter schmökert derweil in der Kinderecke in einem Bilderbuch. Natürlich ist auch dieser Bereich kleiner, „aber es ist schon genug Platz für die kleinen Mäuse“, urteilt Wulsche freundlich. „Damit haben wir uns auch wirklich Mühe gegeben“, erklärt Mattekat. Auch im Interimsdomizil wolle die Einrichtung Kita-Gruppen und Schulklassen herlotsen.
Für die Nutzung der Räume überweise man eine „annehmbare Miete“ an die Fachhochschule, so Mattekat. Deren Studenten genießen einen besonderen Service. Während die Bibliothek dort einquartiert ist, dürfen sie kostenlos ausleihen. FH-Professor Hans-Christoph Hobohm wünschte sich und Mattekat „gute Nachbarschaft und ein nicht allzu langes Leben in diesem Haus“. Ende 2012 soll die Bibliothek bekanntlich in ihr dann für gut zehn Millionen Euro völlig umgebautes Stammhaus zurückziehen.
Die alte Turnhalle ist nicht zum ersten Mal mit Bücherregalen gefüllt. Seit 1992 war hier die Bibliothek der Fachhochschule untergebracht, erst im letzten Jahr wurden die 230 000 Bände in das FH-Hauptquartier in der Pappelallee gebracht. Die leeren Regale standen noch, nun sind sie wieder voll. P. Straube
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
P. Straube
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