
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Tüten, Kippen, leere Flaschen
Vor einem Wohnblock am Stern liegt immer wieder Abfall. Die Stadt sieht den Vermieter in der Pflicht
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Am Stern - Aus der Entfernung sieht der Grünstreifen in der Neuendorfer Straße ganz gepflegt aus. Doch schaut man sich genauer um, findet sich einiger Unrat: kaputte Plastiktüten, leere Zigarettenschachteln und halbausgetrunkene Flaschen. Dieser Abfall sorgt für Unmut. „Immer wieder sieht es hier schmutzig aus“, sagt eine langjährige Bewohnerin den PNN. Sie lebt in einer kleine Wohnung in dem sanierten Plattenbaublock, der sich an der Westseite der Neuendorfer Straße entlangzieht. Eigentlich fühle sie sich dort auch wohl. Nur der Abfall vor der Haustür störe. Im Gegensatz dazu sei es hinter dem Haus sehr schön. Ein Mieter habe Krokusse gepflanzt. Um den Missstand auf der Straßenseite zu beseitigen, sieht die 88-Jährige die Stadt in der Pflicht. Sie will nicht, dass ihr Wohnblock als Problemhaus wahrgenommen wird. „In der Innenstadt werden Tausende Blumen gepflanzt und hier lässt man alles verlottern“, sagt die Anwohnerin.
Doch die Stadtverwaltung sieht das anders: Der Hauseigentümer ist nicht nur für sein Grundstück verantwortlich, sondern auch für die zwischen Grundstück und Straße liegenden Flächen. Auch hier muss er sauberhalten. „Gemäß der Potsdamer Straßenreinigungssatzung ist der Anlieger dafür verantwortlich“, teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit. Im Fall der Grünfläche in der Neuendorfer Straße sei die Stadt zwar Eigentümer der Fläche vor dem Häuserblock, nach der geltenden Satzung aber nicht für die regelmäßige Reinigung verantwortlich. „Der Bereich Grünflächen verantwortet auf diesen Flächen lediglich die Grünpflege“, so die Stadtverwaltung. Das Grünflächenamt kümmere sich vier- bis sechsmal jährlich darum. Im Klartext: Der Rasen wird gemäht, aber der Müll bleibt liegen.
Anders sieht es bei öffentlichen Grünflächen wie Parks oder begrünten Plätzen innerhalb der Stadt aus. In diesem Fall übernehme das Grünflächenamt die Anliegerpflichten. In der Regel werde dann alle vier Wochen aufgeräumt, so die Stadtverwaltung. Bürger, die Verunreinigungen auf öffentlichen Flächen bemerken, können sich unter der Behördenrufnummer 115 melden. Dann könne man klären, wer der Eigentümer und wer für die Reinigung zuständig sei.
Besitzer des Wohnblocks an der Neuendorfer Straße ist das Wohnungsunternehmen Semmelhaack. Dort war nichts vom Unrat vor dem Wohnblock bekannt. Ob und wie oft die Flächen gereinigt werden, konnte das Unternehmen auf PNN-Anfrage allerdings nicht sagen. „Der Hausmeister macht akkurat den Gehweg sauber“, sagt auch die Anwohnerin. Mit dem Vermieter gebe es ein gutes Verhältnis. Ihrer Ansicht nach stamme der Abfall auch nicht von den Bewohnern. Vielmehr wirke der lange Wohnblock bei Ostwind wie eine Barriere. Abfall, der aus den Mülleimern auf den Freiflächen am Keplerplatz quillt, werde einfach über die Straße geweht und bleibe dann liegen.
Abfall und Schmutz auf öffentlichen Flächen sorgten in Potsdam häufiger für Unmut. Im vergangenen Jahr hatten sich Anwohner über in der Neustädter Havelbucht schwimmenden Müll beschwert. Bahnhofpassagen und Verkehrsbetriebe hatten eine wachsende Menge an Abfall auf dem südlichen Bahnhofsvorplatz beklagt. Kaffeebecher, Essenverpackungen und anderer Abfall liege herum. Deshalb lasse man den Platz häufiger reinigen. Außerdem setzte ViP-Chef Martin Grießner auf die Einsicht der Fahrgäste, ihren Müll nicht einfach liegen zu lassen.
Anfang März hatten die Stadtverordneten auf Antrag von SPD und FDP ein Rauchverbot an den mehr als 600 Haltestellen der Potsdamer Verkehrsbetriebe beschlossen. Das soll nicht nur die Gesundheit von Nichtrauchern schützen, sondern auch für weniger Zigarettenstummel an den Haltestellen sorgen. Allerdings ist die Regelung noch nicht umgesetzt und Bußgelder bei Nichtbeachtung sind nicht vorgesehen.
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