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Homepage: TÜV für die Lehre

Die Uni hat nun einen Vizepräsident für Lehre: Thomas Grünewald plant kontinuierliche Evaluation ab 2008

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Das Fernziel ist klar: Ein „zentrales Qualitätsmanagement-System“ für die Universität Potsdam. Thomas Grünewald, der an der Universität Potsdam das neu geschaffene Amt des Vizepräsidenten für Lehre und Studium bekleidet, will alle Studiengänge einer „Akkreditierung“ unterziehen. Die Prozedur, die er mit dem „TÜV“ vergleicht, soll von einer unabhängigen, staatlich anerkannten Akredditierungsagentur durchgeführt werden. Das Zertifikat soll dann für fünf Jahre gelten.

Der Weg dahin führt über „internes Qualitätsmanagement“: Ab 2008 sollen „alle Lehrveranstaltungen kontinuierlich evaluiert“ werden, erklärt Grünwald. Der Fahrplan dafür soll Anfang des kommenden Jahres stehen.

Qualitätssicherung und die Weiterentwicklung der Lehre – Stichwort: Studienreformprozess – darin sieht der zunächst auf drei Jahre gewählte Vizepräsident sein Haupttätigkeitsfeld. An der Universität Potsdam will er als „Impulsgeber und Moderator“ wirken. Eloquente Formulierungen schüttelt der 48-Jährige im Gespräch nur so aus dem Ärmel.

Gerade ein paar Monate erst arbeitet Grünewald in Potsdam. Zeit für die Wohnungssuche habe er bisher nicht gefunden – noch pendelt er zwischen seinem Dienstort und Duisburg. In Nordrhein-Westfalen arbeitete Grünewald seit 2001 im Wissenschaftsministerium. Vorher stand er selbst als Hochschuldozent vor Geschichts-Studenten an den Universitäten in Trier und Duisburg.

Den Sprung aus der Wissenschaft in die Wissenschaftsadministration machte Grünewald aus Überzeugung. Für die Umstellung der Magister- und Diplom-Studiengänge auf das zweistufige Bachelor-/Master-System habe er sich „von Anfang an“ eingesetzt. Bereits 1999 habe er an der Uni Duisburg begonnen, Studienordnungen für den „Master“ zu entwickeln. Im gleichen Jahr hatten sich die Bildungsminister der damals 29 europäischen Länder in Bologna mit einer Erklärung für die europaweite Vereinheitlichung des Studiensystems ausgesprochen und damit den so genannten „Bologna-Prozess“ in Gang gesetzt.

Wenn man Grünewald glaubt, ist es ein Prozess der Verbesserung: Das Studienangebot dürfe kein „Zufallsprodukt“ sein, wie das in Deutschland noch der Fall gewesen sei. „Ich habe verhältnismäßig früh als Mangel erkannt, dass das Studium von der Hochschule selbst nicht ernstgenommen wird“, sagt er rückblickend auf seine eigene Studienzeit in Trier. Er habe sich damals „iterativ herangetastet“ und „rumprobiert“ – wie es eben Gang und Gäbe war. Trotzdem beschreibt er die Studienzeit als „verhältnismäßig idyllisch“. Dass ein Studium mindestens das anderthalbfache der Regelstudienzeit dauerte, habe er „nicht als belastend oder schlecht“ empfunden.

Im Vergleich mit damals stellt der Vizepräsident einen Mentalitätswandel unter den Studierenden fest: „Studierende schauen zielgerichtet auf den Erwerb ihres Abschlusses hin“, so Grünewald. Dass das mit den zum Teil bereits eingeführten oder noch drohenden Studiengebühren zusammen hängen könnte, glaubt er allerdings nicht. Studierende hätten heute einfach „höhere Erwartungen an die Uni“ und nähmen die Ausbildung „sehr viel wichtiger als in der Vergangenheit“. Die Erwartungen hätten sich „in den vergangenen zehn Jahren mehr geändert als in den 30 Jahren zuvor“.

Für die Uni Potsdam konstatiert Grünewald den „Vorteil der Jugend“. 90 Studiengänge seien seit 2006 bereits auf Bachelor/Master umgestellt worden. Angesichts dessen sieht er seine Aufgabe eher im „Feintuning“: „Wir haben hier keine Problemwüste“.

„Gelebte Qualitätskultur“ wünscht sich Grünewald in Zukunft. Es müsse ein „Mission Statement“ entwickelt werden, fordert er. Universitätsdozenten müssten „die Hauptmotive ihres Tuns für Lehre und Forschung“ definieren. Es gehe ihm aber nicht um „inhaltliche Vorgaben“, betont er. Ziel ist stattdessen „das Bewusstsein jedes einzelnen Hochschullehrers dafür, mit seiner Lehrveranstaltung zu einem Qualitätsprodukt beizutragen: Der Lehre.“

Selbst will Grünewald nicht wieder als Dozent vor Studenten stehen – jedenfalls nicht in seinem Studienfach, der alten Geschichte. Nach so langer Auszeit sei es „vermessen, den Profis Konkurrenz zu machen“. Vorstellen kann er sich dagegen, seine Erfahrungen im Hochschulmanagement weiterzugeben. Hier habe sich ein neues Berufsfeld entwickelt: Das des „Wissenschaftsmanagers“.

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