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U-Bootsmann auf der Eicher Scholle. Reinhard Küster bastelt in seinem Garten U-Boote. Sein Erstlingswerk Nemo war nach 8000 Arbeitsstunden einsatzbereit. Ein zweites Gefährt ist bereits in der Vorbereitung.

© Manfred Thomas

Von Kay Grimmer: U-Boot aus Suppenkelle und Heizkessel

Reinhard Küster baut in seinem Garten in Eiche Mini-U-Boote – ein Hobby, das auch die ganze Familie einspannt

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Was macht eigentlich ein Bauschlosser im Ruhestand? „Der baut ein U-Boot.“ Sagt Reinhard Küster aus tiefstem Selbstverständnis. Ein Eicher Sandschollenbesitzer als Unterwasser-Kapitän: Der 59-jährige Potsdamer ist einer von deutschlandweit fünf Privatleuten, die sich dem U-Boot-Bau verschrieben haben. Sein ganzer Stolz ist „Nemo“, ein knapp drei Meter langes, fast zwei Meter breites orangefarbenes U-Boot, Marke Eigenbau.

„Ich wollte schon zu DDR-Zeiten ein U-Boot basteln.“ Damals arbeitete Reinhard Küster beim Wasserstraßenamt und traf immer wieder auf Taucher, die ihm von der Welt unter Wasser berichteten. „Einer riet mir: Lass es lieber mit dem U-Boot, dafür wanderste in den Bau“, erinnert sich Küster. Der Traum vom eigenen Unterwasserfahrzeug wurde aufgeschoben. Dann kam die Wende. Und sofort war auch wieder die Lust da, die Unterwasserwelt zu erkunden. Der Submarin-Liebhaber fing klein an, mit einem Tauchschein. „Aber je älter man wird, desto mehr macht einem die Kälte unter Wasser zu schaffen.“ Und so wurde der Küstersche Garten zur Werkstatt – zwischen Sitzecke und Swimmingpool entstand die private U-Boot-Werft.

Zwei Jahre bastelte Reinhard Küster ohne konkrete Pläne: „Denn offizielle U- Boot-Bauanleitungen gibt’s nicht.“ Seine Anfragen an die U-Boot-Werft in Kiel blieben unbeantwortet. Doch dafür fand sich Unterstützung von anderer Seite. „Ganz allein bin ich mit meinem Fimmel nämlich nicht“, lacht Küster. Ein Bremer U-Boot-Narr, der am größten zivilen Unterwasserfahrzeug bastelt, trat mit dem Eicher in Kontakt, auch andere U-Boot- Fans unterstützten mit Tipps und Ratschlägen den Bau von „Nemo“.

Doch Reinhard Küster ist aber auch selbst gewitzt genug, um sich zu helfen. „Ich habe Suppenkellen verbaut, wie sonst kommt man an solche Rundungen relativ kostengünstig?“ Die Ausgleichsbehälter sind aus Heizungskesseln, der 1500 Liter fassende Druckbehälter ein Ex-Warmwasserspeicher für Großwohnanlagen, die Luftversorgung basiert auf dem Prinzip normaler Tauchausrüstungen. „Es gibt ganz wenige Teile, die extra angefertigt wurden“, betont Küster. „Ansonsten wäre das ja alles noch teurer geworden“, gesteht der U-Boot- Bastler.

Ein sparsames Hobby ist es trotz allem nicht. Die Materialkosten für „Nemo“ kann der Schiffsbastler nicht genau beziffern. „Bei 45 000 Euro habe ich aufgehört zu zählen.“ 8000 Arbeitsstunden, schätzt er, sind in den Bau geflossen, vierdreiviertel Jahre dauerte es, ehe der Zweisitzer „Nemo“ startklar war. Eine Zeit, die auch für die Familie – neben Ehefrau Monika gibt es noch zwei Söhne und zwei Töchter – nicht immer einfach war. „Natürlich habe ich geschimpft, vor allem, als es immer teurer wurde“, erinnert sich die Ehefrau des U-Boot-Bauers zurück. Letztendlich haben aber alle angepackt, wenn Reinhard Küster Hilfe brauchte. „Das Absaufen des U-Boots im Pool habe ich meiner Frau und meinem Sohn überlassen“, grinst der U-Boot-Bauer. Gefahr dabei bestand allerdings kaum, die ganze Familie ist taucherfahren. „Wir waren erstaunt, wie einfach es ist, aus dem gefluteten Boot herauszukommen“, gesteht auch Reinhard Küster. 2006 kam es zur Jungfern- Tauchfahrt im Helenesee bei Frankfurt (Oder). Seitdem nutzt Küster seine freie Zeit, um Seen mit dem U-Boot zu erkunden. Sein Lieblingsgewässer ist der Kreidesee im niedersächsischen Hemmoor. „Da ist eine Industrielandschaft unter Wasser mit Straßen und Brücken, ein irres Gefühl, wenn man über eine Straße schwebt statt sie zu befahren“, schwärmt der U-Boot-Kapitän.

Der Eicher bastelt bereits an „Nemos“ Nachfolger. Doch seine Familie meutert ein wenig. „Ich habe mir geschworen, keinen Handschlag mehr zu tun für das neue U-Boot“, erklärt Monika Küster zwar rigoros, aber auch mit einem Augenzwinkern. „Und ich glaube, auch bei unseren Kindern beißt er auf Granit.“ Das dürfte Reinhard Küster nicht davon abhalten, weiterzubasteln. Seit kurzem besitzt er eine Druckkammer zum Austesten der Unterwasserfahrzeuge. „Da kann ich eine Wassertiefe von bis zu 210 Meter simulieren“, freut sich Küster. 5000 Euro hat dieser Spaß gekostet, der eine weitere Ecke des Gartens „ziert“. Ehefrau Monika lächelt etwas gequält, um dann eine Ansage zu machen: „Erstmal will ich, dass die Sitzecke und der Pool instand gesetzt werden.“

Reinhard und Monika Küster sind am morgigen Donnerstag in der Reportage „Mein Mann, sein Hobby und ich“, um 21.15 Uhr auf Kabel 1 zu sehen.

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