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Kolumne: Etwas HELLA: Über Ahnen und Schikanen

Die Welt ist gerettet. Leider immer noch nicht vor Terroristen und den Krawallmachern bei Demos, aber immerhin schon die Umwelt und das Klima.

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Die Welt ist gerettet. Leider immer noch nicht vor Terroristen und den Krawallmachern bei Demos, aber immerhin schon die Umwelt und das Klima. Zwar ist auch da nicht sicher, ob es mit der Erfüllung der hochgesteckten Ziele des Pariser Klimagipfels klappt, aber ganz privat haben wir – siehe braune Tonnen – schon einmal damit angefangen. Die Einführung der braunen Tonne begrüße ich natürlich euphorisch. Doch irgendwie begreife ich da etwas nicht. Wenn der Biomüll nicht mehr in die schwarzen Tonnen geworfen wird – irgendwo muss er ja bisher geblieben sein – und der Bioabfall aus der braunen Tonne auch noch zu Kompost verarbeitet werden kann, wieso bekomme ich da nicht anteilsmäßig aus dem Kompostverkauf Geld heraus und muss stattdessen für die Abholung bezahlen? Bei Plaste und Papier bin ich zwar auch nicht am Verwertungsgewinn beteiligt. Wegen der Verwertungsunkosten. Aber wieso geht es da ohne zusätzliche Gebühren?

Dabei sollte gerade unser Plasteverpackungswahn bestraft werden. Meine Verwandtschaft drängt schon lange darauf. Wieso? Nun, mein Urururururur-Großvater war, – nein, ich buddele jetzt keinen berühmten Dichter, Grafen oder Raubritter aus – mein mit vielen „Ur’s“ versehener Großvater, war ein Fisch. Seien Sie nicht verblüfft. Letzten Endes sind wir doch alle aus dem Meer gestiegen. Vielleicht auch als Schnecke oder Wattwurm. Danach haben wir uns irgendwie dem Landleben angepasst. Mehr schlecht als recht, wie die Umweltschützer finden.

Als die EU schon vor einiger Zeit ankündigte, bestimmte Plastiktüten zu verbieten, empfanden das mein Urururururur-Großvater und ich wie eine Erlösung. Geschehen ist bisher jedoch nichts. Es ist ja auch nicht so einfach, denn es fehlt eine Alternative. Bisher kann ich mein Obst oder Gemüse, wenn ich es im Supermarkt „eintüten“ möchte, nur in die Plastiktüte von der Rolle hinein tun. Schließlich kann ich der Kassiererin nicht alles kreuz und quer und unverpackt auf das Laufband werfen und womöglich noch die Weintrauben oder Himbeeren aus der Plastikschale auf das Laufband kippen. Da hilft auch kein mitgebrachter Jutebeutel.

An anderer Stelle könnte die EU allerdings sofort zuschlagen. Am besten mit der großen Verbotskeule. Wieso müssen Werbung oder Kataloge in Plastikfolie eingeschweißt werden? Wieso muss der Reparaturservice um die Ecke mit wasserfesten Plastikkärtchen werben? Machen Sonderangebote mit Fleck oder einem Eselsohr weniger kaufwütig? Bei Fleisch und Wurst gibt es sogar Mogelverpackungen. Das Papier ist mit Plastik beschichtet. Wo also bleibt die Superduperverpackungsidee, nämlich eine kostenlose Bioeinkaufstüte, am besten auch von der Rolle?

Wenn sie nicht bald auf den Markt kommt, wird womöglich noch einer meiner Albträume wahr: Ich treibe in eine riesige Plastiktüte verheddert im Meer und hoffe verzweifelt, dass mein Urururururur-Großvater mich da herausbeißt.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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