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Fluglärmgegner. Anja Frehse vom Verein Berliner Vorstadt, Carmen Klockow aus Neu Fahrland, Jan Fiebelkorn-Drasen (Nauener Vorstadt), Pia von Kaehne (Klein Glienicke), Markus Peichl und Peter Kreilinger, der die Havelseen vor Lärm bewahren will (v.l.).

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Über die Köpfe hinweg

Folgenreicher Routen-Kompromiss: Potsdamer und Havelseen-Anrainer warnen vor Fluglärm

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Der Kompromissbeschluss der Fluglärmkommission zu den Flugrouten von und zum Hauptstadtflughafen BBI in Schönefeld kann den Protest in Potsdam und im Umland gegen drohenden Fluglärm nicht zur Ruhe bringen. Mehrere Bürgerinitiativen aus Potsdam und den Havelsee-Gemeinden rund um Werder befürchten wegen der widersprüchlichen Empfehlungen des Gremiums zu den Abflugrouten von der BBI-Nordbahn in Richtung Westen unabsehbare Folgen. „Die Stadt wird verlärmt“, sagte Markus Peichl von der Initiative „Schützt Potsdam“ am gestrigen Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Schloss Glienicke.

Tatsächlich hatte sich die Kommission, deren Beschlüsse für die Flugsicherung nicht bindend sind, auf Drängen der Region dafür ausgesprochen, dass die Abflugrouten bis zum Autobahndreieck Werder geführt und dann außerhalb des Berliner Autobahnrings nach Norden und Osten geführt werden. Damit sollte ein Lärmteppich über Wannsee, Potsdam und den Havelseen vermieden werden. In einem weiteren Beschluss hatte das Gremium empfohlen, dass sämtliche Routen für die Piloten erst freigegeben werden, wenn die Maschinen eine Flughöhe von 10 000 Fuß (3050 Meter) erreicht haben.

Allerdings sind beide Beschlüsse in Kombination für Potsdam folgenreich, was den Verantwortlichen aber erst später aufging. Die Kommission hatte sich deshalb am Montag auf den allgemeinen Kompromiss zurückgezogen, Erholungsgebiete und dicht besiedelte Bereiche sollten möglichst nicht überflogen werden. Flugroutenplaner, Fluglotsen und Piloten bestätigten inzwischen, dass die beiden Empfehlungen als „Gesamtpaket“ das ursprüngliche Ziel torpedieren, Lärm von Potsdam und den Havelseen fernzuhalten. Denn die West-Abflüge von der Nordbahn würden zwar zunächst geradeaus in Richtung Autobahndreieck Werder geführt werden, doch die meisten Flugzeuge dürften die 10 000-Fuß-Grenze weit vorher bei Michendorf erreicht haben und dann nach Norden abkurven. Dadurch würden sich die Flugzeuge und damit der Lärm in einem breiten Fächer über Potsdam, den südwestlichen Zipfel Berlins und Teilen der Havelseeregion verteilen.

„Eine kombinierte Umsetzung würde zu einer inakzeptablen Lärmbelastung für Potsdam führen“, sagte Peichl. „Wir werden nicht zulassen, dass Potsdam zum Verlierer in der Flugroutenauseinandersetzung wird.“ Das regionale Bündnis aus sieben Initiativen ruft nun für den 20. Juni zur ersten Großdemo vor dem Landtag auf. Neben der Initiative „Schützt Potsdam“ sind das die Bürgervereine „Nauener Vorstadt“, „Berliner Vorstadt“, „Klein Glienicke“, „Neu Fahrland“, „Gross Glienicke“ und die Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“, die sich den Potsdamer Forderungen vorbehaltlos angeschlossen haben. Ihre gemeinsame Forderung: Westabflüge von der Nordbahn sollen zwingend bis zum Autobahndreieck Werder führen – unabhängig von Höhenfreigaben. (mit HK)

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