WIEDEMANN bildet: Über Filme reden und mit Filmen bilden
Natürlich will und muss ich in der Zeit der Berlinale und des Jahrs des Films in Potsdam etwas über Filme und auch über ihre bildenden Funktionen schreiben. Dabei will und kann ich mich nicht in die auch in den PNN geführte Debatte um die Filme im Wettbewerb für Kinderfilme einmischen – ich hatte leider keine Zeit sie zu sehen.
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Natürlich will und muss ich in der Zeit der Berlinale und des Jahrs des Films in Potsdam etwas über Filme und auch über ihre bildenden Funktionen schreiben. Dabei will und kann ich mich nicht in die auch in den PNN geführte Debatte um die Filme im Wettbewerb für Kinderfilme einmischen – ich hatte leider keine Zeit sie zu sehen. Im Zusammenhang aber mit der derzeit in allen Medien geführten Erziehungsdiskussion – ausgelöst durch Amy Chuas Buch „Mutter des Erfolges“ – finde ich die am Beispiel des Kinderfilms geführte Diskussion darüber, was Kindern zugemutet werden kann und was nicht, schon spannend! Wenn im internationalen Kinderfilm – so lässt zumindest die Auswahl im Kinderfilmwettbewerb der Berlinale vermuten – die Themen Missbrauch und Selbsttötung von Kindern eine solch zentrale Rolle spielen, dann sehe ich darin kein Problem des Kinderfilms, sondern eines des gesellschaftlichen Umgangs mit Kindern in verschiedenen Ländern.
Wir sollten also vorrangig darüber nachdenken, wie wir verhindern können, dass Kinder in Situationen gebracht werden, die ihre Existenz vernichten. Und das ist ja leider nicht nur ein Problem in den Entwicklungsländern. Ich denke, dass die meisten Kinder durchaus in der Lage sind, solche filmischen Erlebnisse mit der Hilfe Erwachsener zu verkraften und zu verarbeiten. Wir können unsere Kinder nicht vor all den emotionalen Belastungen im Kino, im Fernsehen oder im Netz bewahren. Wir können sie aber widerstandsfähig gegenüber solchen Belastungen machen, indem wir eben nicht ihren Willen durch Erziehungsdressur brechen, sondern ihren Willen und auch ihre Phantasie stärken.
Dieses Thema, nämlich willensstarke und phantasiebegabte Kinder, filmisch zu erzählen, war immer eins von zwei Vertreterinnen und einem Vertreter des DEFA-Kinderfilms, die gerade oder kürzlich einen runden Geburtstag hatten, nämlich Hannelore Unterberg, Christa Kozik und Rolf Losansky. Ich will meine nachträglichen Geburtstagsglückwünsche mit einer Hoffnung verbinden, nämlich die, dass ihre Art des (filmischen) Erzählens für Kinder nicht vollständig im Familienentertainment verloren geht. Das hätten sie und der – manchmal verstörende – Kinderfilm nicht verdient.
Unser Autor Dieter Wiedemann ist seit zehn Jahren Präsident der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Er hat zahlreiche Publikationen zu Film und Fernsehen sowie zur Aufarbeitung und Wertung des DEFA-Filmerbes und des DDR- Kinderfernsehens verfasst.
Dieter Wiedemann
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