LebensWERT: Über italienische Momente und Ungerechtigkeit
LebensWERT Was für Judith Gleitze in dieser Woche lebenswert war Am vergangenen Wochenende habe ich bei einem Tarantella-Festival im Berliner Pfefferberg geholfen. Ich habe übersetzt und eine Band aus dem italienischen Apulien betreut.
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LebensWERT Was für Judith Gleitze in dieser Woche lebenswert war Am vergangenen Wochenende habe ich bei einem Tarantella-Festival im Berliner Pfefferberg geholfen. Ich habe übersetzt und eine Band aus dem italienischen Apulien betreut. Sie bestand aus neun Leuten im Alter zwischen zwanzig und 88 Jahren. Das war einfach ein tolles Erlebnis.Gerade die alten Herren, die beiden Sänger, sie sind 85 und 88 Jahre alt, faszinierten mich. Es sind wohl Bauern, die seit zwanzig Jahren bekannt und unterwegs sind. Es war einfach ein irres Erlebnis, sie zu erleben. Besonders der eine – er war schweigsam, fast abweisend. Auf der Bühne ging er aus sich heraus, spielte Kastagnetten. Italien mag ich sehr. In der Kindheit war ich mit meinen Eltern manchmal dort. Bewusst interessiere ich mich seit den 80er Jahren für das Land. Ich mag das Klima, die Menschen, die schönen Städte. Es ist etwas, was mir einfach liegt. Später habe ich dann Italienisch studiert und während des Studiums in Bologna gelebt. Ich träume manchmal von einem Haus am Meer in Italien, wo ich mit meinen Freunden bin. Gern würde ich die Flüchtlingsarbeit, wie ich sie für den Flüchtlingsrat Brandenburg mache, dort fortsetzen. Die Flüchtlingsarbeit in Italien ist ganz anders als bei uns. Die Flüchtlingsversorgung läuft dort zum sehr hohen Prozentsatz über Caritas und die Kirche. Das ist staatsnah und nicht ausreichend. Die Flüchtlingspolitik ist genauso unmenschlich und hart. Unglaublich ist, dass der Staat die 37 Flüchtlinge aus dem Sudan, die seit drei Wochen auf der Cap Anamur vor Sizilien kreuzen, nicht an Land lässt, ihnen ein Asylverfahren ermöglicht. Für mich ist meine Arbeit wichtig. Ich mag es nicht, wenn Menschen ungerecht behandelt werden. Wie kann man jemanden nach seiner Herkunft beurteilen? Das verstehe ich nicht, gerade weil ich selbst so gern reise. Man kann Menschen nicht mögen, aber es ist egal, wo sie her kommen. Wenn ich noch einmal für eine längere Zeit nach Italien ginge, würde ich wohl meine engen Kontakte vermissen. Natürlich würde ich auch Neues finden. Ich denke an meine letzte Reise: Freunde luden mich zum Mittag, plötzlich waren wir acht. Das Essen wurde zum Erlebnis, wie eigentlich immer, das mag ich. Auch hier zelebriere ich das mit Freunden. Doch in Potsdam und Berlin ist alles so weitläufig, man muss sich verabreden, es ist viel zu selten. Die Begegnung am vergangenen Wochenende war einfach schön und begleitete mich in dieser Woche. aufgezeichnet von Ulrike Strube
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