Von Michael Meyer: Über Strullendorf zu den WM
Hanka Kupfernagel und Philipp Walsleben wollen deutsche Cross-Meistertitel
Stand:
Des einen Frust, des anderen Lust: „Das Trainieren im Schnee macht besonderen Spaß“, meint Hanka Kupfernagel. Die Profi-Radsportlerin aus Werder/Havel übt seit Wochenbeginn mit ihrem Coach und Lebenspartner Mike Kluge sowie den beiden Kleinmachnower Brüdern Philipp und Max Walsleben in heimischen Gefilden für die Deutschen Cross-Meisterschaften am kommenden Wochenende im oberfränkischen Strullendorf; zunächst in den Kleinmachnower Kiebitzbergen, dann rund um den Kleinen Wannsee. „Wir hatten hier jeden Tag andere Bedingungen. Erst hatten wir nassen, schweren Schnee, der wurde dann mit dem Frost trockener. Darunter ist nun stellenweise Eis – das Ganze macht das Üben anspruchsvoll“, lobt Kupfernagel die Bedingungen, die vielen Verkehrsteilnehmern eher Verdruss bereiten.
In Strullendorf möchte die Serien-Siegerin auf der 2,5-Kilometer-Runde ihrer Favoritenrolle gerecht werden. „Natürlich will ich meinen neunten Titel, aber meine ganze Konzentration gilt den letzten beiden Weltcup-Rennen und den WM“, sagt die 34-Jährige, die am 18. Januar im französischen Roubaix und eine Woche später in Mailand ihre Weltcup-Führung sicher ins Ziel bringen und dann am 31. Januar im niederländischen Hoogerheide ihren fünften Querfeldein-Weltmeistertitel erobern möchte. „Deshalb werde ich mein Rennen jetzt am Samstag aus dem vollen Training heraus fahren.“ Die amtierende Welt- und Europameisterin ist trotzdem in Strullendorf erste Gold-Anwärterin und erwartet als wohl stärkste Kontrahentin die erst 18-jährige Sabrina Schweizer (Rad-Union Wangen). „Sie ist ein großes Nachwuchstalent. Ich bin Silvester bei meinem Sieg in Herford drei Runden zusammen mit ihr gefahren, da machte sie einen sehr guten Eindruck.“
Auch Philipp Walsleben, U23-Europameister und -Weltcup-Gesamtsieger dieser Cross-Saison und am kommenden Sonntag bei den Männern startend, nennt einen Fahrer seinen größten Kontrahenten in Strullendorf: Paul Voß. „Paul ist sehr gut drauf, was er mit seinem Sieg am letzten Sonntag beim Deutschland-Cup in Vechta unterstrich,“, erklärte er. Walsleben ist mit dem Potsdamer vom Team Milram seit langem befreundet, und zuletzt beim Weltcup im belgischen Zolder teilten sich die beiden auch das Hotelzimmer. „Auf der Strecke hört die Freundschaft aber auf“, meint der 21-jährige Profi des belgischen Teams BKCP-Powerplus, der sich nun schon unter Erfolgsdruck sieht. Schließlich habe er bisher alle seine vier Rennen um den Deutschland-Cup – in Wedel, Berlin-Kreuzberg, Kleinmachnow und Frankfurt/Main – für sich entschieden. „Da ist es logisch, dass ich auch jetzt gewinnen will“, sagt Philipp Walsleben, der bei den WM in Hoogerheide dann wieder in der U23 antreten wird. „Die WM schiebe ich erstmal noch weit weg. Ich plane lieber von Rennen zu Rennen – das am Sonntag wird schwer genug.“
Tags zuvor wird Walsleben seinen drei Jahre jüngeren Bruder Max anfeuern, der erstmals in der U23 in die Pedale treten wird. „Das wird schwer, denn das Tempo dort ist höher als bisher“, meint der letztjährige Meisterschafts-Dritte der U19, der in diesem Winter für das Team Focus Alpecin Cross Brandenburg fährt, ehe er im Februar für die kommende Straßensaison und die U23-Bundesliga beim Geraer Team Jenatec anheuern wird. „In meinem ersten Jahr in der U23 habe ich am Samstag noch keinen Druck“, meint Max Walsleben, der in der vergangenen Woche seinen Bruder in Belgien besucht hatte und dabei auch drei dortige U23-Crossrennen mitfuhr. „In Zolder bin ich 33. geworden. In Diegem lief es nicht gut, da kam ich weit hinten an. Aber zwei Tage später in Loenhout war ich als 36. von 107 Fahrern wieder ganz zufrieden“, erzählte er. Ob er als Neuling in der U23 auch mit zu den WM darf – wo er 2008 in der U19 Platz 29 belegte –, ist noch unklar. „In der Regel starten die ersten fünf der Deutschen Meisterschaft bei den WM, und manchmal kann auch ein Neuling reinschnuppern“, so Max Walsleben. Klappt das, trifft sich das Trio aus Werder und Kleinmachnow in Hoogerheide wieder – so wie zuvor in Strullendorf und derzeit auf heimischem Schnee.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: