Landeshauptstadt: Überhoben – und jetzt ohne Hilfe
Der Kanu-Club muss Probleme bei der „Kanuscheune“ wohl selbst lösen. Die Stadt gibt sich zugeknöpft
Stand:
Potsdam-West - Die Reaktionen fallen kühl aus: Der Förderverein des Kanu-Clubs Potsdam (KCP) kann nicht darauf hoffen, dass ihm die öffentliche Hand die Betreibersuche für die wegen unkalkulierter wirtschaftlicher Schwierigkeiten geschlossene Gaststätte „Kanuscheune“ im Sportpark Luftschiffhafen abnimmt. Das machten die Stadtverwaltung und die kommunale Pro Potsdam auf PNN-Anfrage deutlich. So sei die Pro Potsdam zwar offen für Gespräche, wie ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb aussehen könnte, wie eine Sprecherin sagte: „Allerdings sind wir als Vermieter nicht in der Bringschuld, einen neuen Pächter zu präsentieren. Ebenso wenig sehen wir es als unsere Aufgabe an, ein alternatives Nutzungskonzept zu erarbeiten.“
Wie berichtet hatte die am Ufer des Templiner Sees gelegene Kanuscheune im für mehr als drei Millionen Euro – aus Mitteln des Konjunkturpakets – sanierten „Haus der Vereine“ im Luftschiffhafen wegen wirtschaftlicher Probleme schließen müssen. Der Grund: zu niedrige Einnahmen, zu hohe Betriebskosten. „Manchmal überhebt sich eine Vereinsführung“, kommentierte Bildungsdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) am vorigen Mittwochabend im Hauptausschuss mit Blick auf die Schließung. Das bis 2013 sanierte „Haus der Vereine“ sollte Heimstatt für den KCP-Förderverein und andere Vereine wie Turbine Potsdam sein. Die Kanuscheune sollte laut dem damaligen, den PNN vorliegenden Konzept einzig gedacht sein für die Vereine in dem Haus, deren Gäste, Sponsoren und Förderer. Daher werde die Einrichtung auch „nicht als Vollgastronomie betrieben“, wie es in dem Konzept heißt – etwa mit der Folge, dass im Winter geschlossen bleiben müsse. Ebenso sei ein „externer Dienstleister“ für die Bewirtung einzuschalten, die Gastronomie könne „nur ein Nebenstandbein sein“.
Tatsächlich betrieben wurde eine möglichst professionelle Gaststätte, die genug Gewinn abwerfen sollte, der dem Leistungssport im Kanu-Club zugutekommen sollte. Dafür investierte der KCP-Förderverein in Inventar und Ausstattung. Doch nach der Eröffnung 2014 stellte sich heraus, dass die Energiekosten dreimal so hoch waren wie kalkuliert, nach PNN-Informationen ging es um fünfstellige Summen, etwa für Heizung und Strom. Zugleich konnte man in dem mit öffentlichen Mitteln sanierten Haus keine professionelle Werbung für die „Kanuscheune“ machen – ein gewerblicher Betrieb hätte die für die Sanierung geflossenen Millionen-Fördermittel nicht gerechtfertigt, deren Rückzahlung hätte gedroht. So blieb die Kundschaft trotz ganzjähriger Öffnungszeiten begrenzt – bisher hat der Förderverein keine Angaben darüber gemacht, wie hoch genau die Verluste waren. Vereinssprecher hatten allerdings erklärt, man wolle das Objekt gern an die Stadt oder die Pro Potsdam zurückgeben, damit diese einen neuen Betreiber für die teuer instand gesetzte Kanuscheune finden. Diese Hoffnung muss der KCP-Verein nun wohl begraben. HK
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: