Links und rechts der Langen Brücke: Überholt
Sabine Schicketanz freut sich über die wirtschaftlichen Erfolge der Stadt – und hofft, dass die Verwaltung bald mit ihnen gleichziehen kann
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Wo war der Jubel? Die grandiosen Nachrichten dieser Woche für die Landeshauptstadt Potsdam sind überraschend schnell verklungen. Dabei hätten sie ein großes Echo verdient: Laut der renommierten Prognos-Studie hat Potsdam mit den westdeutschen Wachstumsstädten aufgeschlossen – endlich. Die Forscher haben in der Stadt eine beispiellose Dynamik beim Wirtschaftswachstum festgestellt, dazu eine niedrige Arbeitslosenquote und einen Bevölkerungszuwachs. Das sind die Hauptfaktoren für den überraschenden Platz unter den ersten 20 Städten in Deutschland mit den besten Wirtschaftsperspektiven. Doch dazu geäußert hat sich nur der Potsdamer Oberbürgermeister – in einer Pressemitteilung, die zwar auch Freude ausdrückte, aber zugleich nüchtern und pflichtbewusst das neue Förderkonzept der Landesregierung lobte. Stärken stärken, das sei eben gut. Das bundesweite Echo folgte sogleich: Überregionale Tageszeitungen berichteten von Potsdams Erfolgsrezept, auch Wirtschaftsmagazine. Aber warum haben sich in der Stadt die Reaktionen in einem so bescheidenen Rahmen gehalten? Vielleicht, weil die scharfe Jauch-Kritik an der Bau- und Denkmalverwaltung immer noch vieles überschattet. Krisensitzungen, Personalversammlungen in der Verwaltung, externe Untersuchung der Denkmalbehörde – das alles geht nicht spurlos an der Stimmungslage in der Stadt vorbei. Die „üblichen Verdächtigen“ der in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Parteien äußerten sich zu dem Prozedere öffentlichkeitswirksam kaum. Das Motto ist offensichtlich: Diese Misere kann die Verwaltung selbst ausbaden. Dazu wurde ihr in dieser Woche mit den Prognos-Erfolgsmeldungen noch deutlich vor Augen geführt, wie hier Anspruch und Realität auseinanderklaffen. Es entsteht der Eindruck, dass die erfolgreiche Entwicklung der Stadt manche Abteilung der Verwaltung längst überholt hat.
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